Langsames Auftauen aus der Schockstarre. Ein blinzelnder Blick auf die bange Frage: In welchem Österreich werden wir die nächsten Jahre leben. Rechtsstaatlich, demokratisch mit freier Meinunsäußerung, sozial, solidarisch und mit viel Gestaltungsspielraum für Personen, Gruppen und Minderheiten, bei allen Mängeln, die es noch zu beheben gälte?
Oder in Richtung wiederholt genannter Idole wie Orban oder Trump, alle, die ihre Länder autokratisch beherrschen und nur ihre eigene Klientel bedienen. Da ist Putin nicht mehr weit. Das würde dann heißen Rückbau demokratischer und rechtsstaatlicher Strukturen, Einschränkung von Meinungsfreiheit und Gestaltungsspielräumen, Sozialabbau, Abschiebungen und – Klimaschutz ade.
Florian Klenk schreibt ‚müssen wir uns fürchten?‘ und kommt zu dem Schluss fürchten nicht, aber wachsam sein. Wachsamkeit ist natürlich wichtig und vorausgesetzt, aber sicher nicht genug. Eine Änderung ist schneller gesetzt als es vom wachsam sein zum handeln braucht. Kaputt machen geht schnell. Wiederaufbauen braucht Zeit. Und der Widerstand, das liegt in der Natur der Sache, ist zumeist einen Schritt hinterher.
Ein Gedanke schwebt vorbei: Kickl und seine Partei könnten an der Aufgabe wachsen, sich ihrer Verantwortung bewusst werden und im Sinne des Gemeinwohls handeln und regieren. Ein schöner Gedanke. Nur leider schon wieder außer Sichtweite.
Also wie kriegt man wieder Boden unter die Füße und Luft unter die Flügel. Ein Treffen klima- und demokratiebewegter Menschen gestern Abend hat diesbezüglich Mut gemacht. Zusammensitzen, alles an- und aussprechen, den Mix an Emotionen zulassen, in den Raum stellen und lassen wie er sich halt darstellt. In wertschätzender Gesprächsatmosphäre. Allein das ist ein Gegenstück zu jenen, die Hass und Spaltung provozieren und daran arbeiten, die Vielfalt einzuengen, auf ein wir und die anderen und wer nicht für uns ist, ist gegen uns.
Und dann der nächste Schritt. Die Emotionen sind so wie sie sind, aber wir sind nicht die Emotion. Wir lassen uns nicht davon erdrücken, uns nicht das Vertrauen in unsere Selbstwirksamkeit nehmen und uns nicht von den Ereignissen in die Verzweiflung treiben. Wir sind und bleiben handlungsfähig, können gemeinsam visionieren, gemeinsam konkrete Projekte planen und umsetzen. Beständig und beharrlich.
Wichtig scheint mir die wertschätzende Gemeinsamkeit und gegenseitige Akzeptanz. Aus ihr können der und die Einzelne Kraft schöpfen und wieder Boden unter den Füßen und Luft unter die Flügel kriegen. So war es gestern spürbar. Ein positiver Energieschub.