In einem Bericht über den Zusammenhang zwischen Reichtum und Klimaschädlichkeit zitiert die taz aus einer Oxfam Studie vom Oktober 2024: „In 90 Minuten ist der CO2-Ausstoß durch Privatjets, Investitionen und Yachten dieser 50 Menschen so hoch wie die Emissionen eines durchschnittlichen Menschen in seinem ganzen Leben.“ (taz).
An anderer Stelle heißt es, dass die beiden Privatjets von Elon Musk in einem Jahr eine Menge von CO2 in die Luft blasen, wofür ein Mensch der weltweit ärmeren Hälfte mehr als 5000 Jahre bräuchte. Oxfam im Original: „Elon Musk, the second richest person in the world, owns (at least) two private jets which together produce 5,497 tonnes of CO2 per year. This is the equivalent of 834 years’ worth of emissions for the average person in the world, or 5,437 years’ worth for someone in the poorest 50%“ (Oxfam)
Ein Angehöriger der ärmeren Hälfte der Menschheit hätte also in Europa in der Jungsteinzeit mit Emittieren beginnen müssen, um bis heute auf Musks jährliche Quote zu kommen. Wollte er der „Pflicht eine Kür“ anhängen und ein zweites Jahreskontingent abdecken, müsste er bis ins Jahr 7462 weitermachen. Kommt dazu, dass Kerosin durch die Befreiung von der Energiesteuer in vielen Ländern subventioniert wird. Also indirekt von uns mitfinanziert.
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Stille in meinen Gedanken.
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Das Wort Klassenkampf denkt sich. Klassenkampf! Wie retro! Demonstrationen gibt es, Petitionen gegen Ungleichheit und Ungerechtigkeit der Verteilung, Aktionen von Gewerkschaften u.a., Schriften, Podcasts, social media, Veranstaltungen, etc. zum Thema. Die Wirkung? Sicher nicht so effizient wie auf der anderen Seite der Klassenkampf von oben (N. Strobl, M.Mazohl), der im Kleid der Normalität daherkommt und kaum wahrgenommen wird. Angeführt von den Vermögensten. Sie haben die Mittel der Macht auf ihrer Seite, Wirtschafts- Medien- und Regierungseinfluss, und können Gesellschaften manipulieren, ohne dass diese es bemerken. Das ist das Schlimmste. Es findet statt.
Vielleicht wäre es an der Zeit, neue Strategien zu entwickeln. Zumal die Sache nicht beim Klassenkampf endet, sondern übergangslos in den Kampf gegen den ‚Endzeitfaschismus‘ mündet. ‚End Times Fascism‘, so nennen es Naomi Klein und Astra Taylor im Guardian. Eben diese klimakatastrophenbefeuernden Superreichen sind aus jeglichem Gesellschaftsvertrag ausgestiegen und vertreten einzig und allein ihre eigenen Interessen, ohne Rücksicht, ohne Empathie. Längst haben sie eine Exit-Strategie ausgearbeitet und davon ausgehend, dass die Welt so wie sie ist zugrunde gehen wird, haben sie sich ihre Gebiete angekauft und reserviert, wo sie ‚Privatstädte‘, ‚gated cities‘ errichten, in denen sie überleben können.
Eine Zusammenfassung des Artikels von Klein und Taylor auf deutsch gibt es hier: Med-Wiss Blog, Gratiana Steinkamp, Gerald Ullrich
Naomi Klein, Astra Taylor:
„Wie können wir dieses apokalyptische Fieber brechen? Zunächst indem wir uns gegenseitig helfen, die Tiefe der Verdorbenheit zu erkennen, die die extreme Rechte in all unseren Ländern erfasst hat. Um zielgerichtet voranzukommen, müssen wir zunächst diese einfache Tatsache verstehen: Wir stehen einer Ideologie gegenüber, die nicht nur die Prämisse und das Versprechen der liberalen Demokratie aufgegeben hat, sondern auch die Bewohnbarkeit unserer gemeinsamen Welt – ihre Schönheit, ihre Menschen, unsere Kinder, andere Arten. Die Kräfte, gegen die wir ankämpfen, haben sich mit dem Massensterben abgefunden. Sie sind Verräter an dieser Welt und ihren menschlichen und nichtmenschlichen Bewohnern.
Zweitens setzen wir ihren apokalyptischen Erzählungen eine weitaus bessere Geschichte entgegen, wie wir die vor uns liegenden schweren Zeiten überleben können, ohne jemanden zurückzulassen. Eine Geschichte, die in der Lage ist, dem Endzeitfaschismus seine ‚gothic power‘, seine dunkle Macht, zu entziehen und eine Bewegung zu mobilisieren, die bereit ist, alles für unser kollektives Überleben einzusetzen.“ (zitiert aus: Med-Wiss Blog, Gratiana Steinkamp, Gerald Ullrich)
Ganzer Artikel, Naomi Klein und Astra Taylor im Guardian: The rise of end times fascism.