Der zumindest nominell zuständige Minister scheint von vornherein mit der Budgetierung von Strafzahlungen für nicht eingehaltene Klimaziele zu spekulieren, anstatt sich ernsthaft dem Klimaschutz zu widmen. Zur Erinnerung: Nichts tun kostet monetär das Vielfache, außerdem den Verlust von Lebensräumen sowie die Zerstörung des ausreichend stabilen, lebens- und kulturfreundlichen Klima-Modus des Holozäns, das die Ausgestaltung so vieler Zivilisationen und Hochkulturen erst ermöglicht hat. 12.000 Jahre Geschichte könnten innerhalb von zwei Jahrhunderten menschlichen Fehlverhaltens ein jähes Ende finden.
Läuft die Politik in die falsche Richtung und lässt sich trotz beständig wiederholter Warnungen aus Wissenschaft, NGOs und Bevölkerung nicht davon abhalten, sehenden Auges auf die Katastrophe zuzusteuern, ist die Zivilgesellschaft gefordert, Verantwortung einzumahnen oder selbst zu übernehmen. Ein ‚Weiter-wie-bisher‘ führt uns in die klimatische und gesellschaftliche Katastrophe, in Zerstörung und Krieg.
Immerhin sind wir 89%, die mehr Klimaschutz fordern. Ist nur eine Zahl, aber doch: Wir sind die Vielen. Wieso also nicht, anstatt weiter wie bisher, die Probleme in wertschätzend solidarischer Kooperation angehen. Wieso nicht alles daran setzen, die Krisen innerhalb und zwischen den Völkern in Solidarität zu bewältigen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Schluss mit Zerstörung, Schluss mit der rücksichtslosen Ausbeutung von Mensch und Natur.
Wenn auch manches schon verloren ist, vieles ist noch machbar. Im miteinander Tun. Gemeinsam sind wir viele und können vieles bewegen. Dafür brauchen wir Dialog im Kleinen wie im Großen, reden und zuhören, was uns bewegt und verändert.
Ein konkretes Beispiel aus dem Vielen, das noch machbar wäre: Rund 2 Milliarden soll die Abschaffung des Klimabonus für die Budgetkonsolidierung bringen. Eine Maßnahme, die den Klimaschutz schwächt und zudem auf Kosten der ärmeren Haushalte geht.
Eine andere Besteuerung des Flugverkehrs könnte laut einer Studie des Momentum-Insituts ähnlich viel einbringen: „Eine Modernisierung der Ticketabgabe, sowie eine Reduktion von bestehenden klimaschädlichen Subventionen des Fliegens kann jährlich rund 1,8 Milliarden Euro bringen.“ (Budgetwirksamer Klimaschutz: Flug-Besteuerung bringt jährlich 1,8 Milliarden Euro, Momentum)
Eine Maßnahme, die den Klimaschutz stärkt und auf Kosten der reicheren Haushalte geht. Es würde für das Budget praktisch gleich viel einbringen wie die Streichung des Klimabonus, wäre klimafreundlich, würde unsere Klimabilanz verbessern und auf Kosten der Reichsten gehen, die es sich ohnehin leisten können, nicht der Ärmsten, die jeden Monat schauen müssen, wie sie über die Runden kommen.
Privatjet-Flüge sind die klimaschädlichste Art zu reisen und verursachen pro Passagier:in mehr CO2-Emissionen als ein durchschnittliches Verkehrsflugzeug. Was die ’normalen‘ Flüge betrifft, ist es so, dass die Vielflieger zu den Bestverdienenden gehören und diejenigen, die manchmal fliegen, auch über ein ausreichendes Einkommen verfügen. Ein großer Teil der Bevölkerung fliegt gar nicht. „Flüge sind schon heute extrem ungleich verteilt. Weltweit verursachen ein Prozent der Bevölkerung rund die Hälfte der Flugemissionen – während 80 Prozent der Weltbevölkerung noch nie in einem Flugzeug saßen. Der Flugverkehr ist eine der größten Klima-Ungerechtigkeiten.“ (Rosa Luxemburg Stiftung)
Für Österreich: „In Zahlen ergab die vom VCÖ beauftragte repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Market folgendes Bild: 34 Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahren fliegen nie, 14 Prozent fliegen mehrmals im Jahr und zwei Prozent mehrmals im Monat oder häufiger. Die größte Gruppe, 49 Prozent, fliegt einmal im Jahr oder seltener, berichtete der VCÖ am Donnerstag.“ https://www.derstandard.at/story/2000140921680/ein-drittel-der-oesterreicher-fliegt-nie-ein-sechstel-haeufig
Ob wir dieselbe (!) Summe (1,8 Milliarden) auf Kosten der Reichsten oder auf Kosten der Ärmsten einsparen – auf welchen Grundlagen treffen wir diese Entscheidung?