„Wir brauchen den schonungslosen Blick auf die Fakten, um angemessen reagieren zu können …“
Grafik: Treibhauspost, Manuel Kronenberg
… und dabei spielen die Medien eine wesentlich Rolle.
Gerne leite ich hier die neueste Treibhauspost zur Lage des Planeten weiter, sind wir doch Rekordmeldungen fast schon gewohnt und ebenso die zugehörigen Katastrophenmeldungen. Ich lese den Kurzbericht über 100 Todesopfer durch eine Starkregen-Überschwemmung, blättere weiter und finde ein wirklich attraktives Angebot für den neuesten SUV mit KI. Was fesselt mich mehr?
Es ist keine Nebensächlichkeit, dass die Temperaturen seit einem Jahr so hoch sind. „Im Juni 2023 ist die Oberflächentemperatur der Erde sprunghaft nach oben geschossen. Seither bewegt sie sich so weit vom historischen Durchschnitt entfernt, dass sich selbst Klimawissenschaftler*innen wie Ed Hawkins oder Stefan Rahmstorf erschrocken die Augen reiben. […] Dass diese Anomalie so plötzlich und unerwartet kam, schreibt Schmidt, könne darauf hindeuten, dass sich die Funktionsweise des Klimasystems bereits grundlegend verändert, viel früher als erwartet. Mit anderen Worten: Wir erleben gerade möglicherweise, wie das Klima aus den Fugen gerät.“ (treibhauspost).
Gerade jetzt, wo sich so viele Bürger:innen zu Parteien hingezogen fühlen, die die Klimakatastrophe leugnen und sich gleichzeitig antidemokratisch hervortun, kommt dem Klima-Journalimus hohe Verantwortung zu. Parteien erreichen die breite Bevölkerung über Medien. Was sie vermitteln ist entscheidend für das Wahlverhalten und wer gewählt wird ist entscheidend für Klima und Demokratie. Nicht nur der klassische Journalismus, auch wir Aktivist:innen mit unseren Websites und Social-Media-Kanälen sind hier gefordert. Für Klima und Demokratie.
Ein weiteres Problem hat sich kürzlich aufgetan. Der EGMR hat den Schweizer Klimaseniorinnen Recht zugesprochen: Klimaschutz ist ein Menschenrecht und die Schweiz hat das Recht auf Klimaschutz verletzt. Das wurde als großer und folgenreicher Sieg gefeiert und war es auch. Doch jetzt scheint es so, dass die Schweiz sagt, ist uns wurscht, wir halten uns nicht daran und tun – nichts. Es gäbe zwar keine Sanktionen, doch würde es ein deutliches Abrücken vom im europäischen Raum anerkannten Rechtssystem bedeuten. Auch das, wenn es denn so umgesetzt wird, wäre folgenreich und beängstigend, sollte es bei anderen Staaten Schule machen. Es würde nicht nur das Instrument der Klimaklage massiv untergraben, sondern auch die Verbindlichkeit gegenüber dem demokratisch legitimierten Rechtssystem.
Also genug Baustellen, ich wiederhole mich, Medien jeglicher Art sind das Instrument, eine breite Bevölkerung bewusstseinsbildend zu erreichen. Da ist noch Luft nach oben.
Treibhauspost – Ist das Klima schon gekippt?
Klima-Kodex für eine angemessene Klimaberichterstattung in Österreich
Charta des Netzwerks Klimajournalismus Deutschland
The Guardian: Swiss lawmakers reject climate ruling in favour of female climate elders