Wir wurden jahrzehntelang belogen und noch immer belügen wir uns gerne selbst.

Gegen Ende der 1970er als junger Erwachsener im Auto auf der Landstraße unterwegs, das Fenster offen, den Ellbogen aufgestützt, eine Hand am Lenkrad, mit brennender Zigarette. Die Musik dazu lässt Easy Rider Freiheitsgefühle auf Tiroler Landstraßen aufkeimen. Das war einfach nur cool. Wer hätte da an Klima gedacht?

Der Bericht des Club of Rome war zu diesem Zeitpunkt bereits veröffentlicht und wurde auch gelesen, doch inhaltlich zu weit entfernt, als dass er gegen solche Gefühle hätte ankommen können. Jung, die Welt stand offen, selbstverständlich wird die Zukunft besser als die Gegenwart, die Wirtschaft wächst, der Wohlstand wächst. Arbeit für alle, in einer freien demokratischen und friedlichen Gesellschaft. Auch wenn man wußte, dass es woanders anders war und auch für kritisch politische Anliegen auf die Straße ging, gegen Krieg, gegen Atom, für die Hausbesetzungen, für die Umwelt etc., war es im Alltagsleben gefühlt trotzdem irgendwie so, als ob es auf der ganzen Welt so wäre wie bei uns, oder zumindest so werden wird. Mit Aussicht auf eine bessere Zukunft.

Wachstum und (technischer) Fortschritt bringen Wohlstand für alle. So wurde es gepredigt und so hat es sich in unser unhinterfragt selbstverständliches Hintergrundwissen eingegraben, was dazu beigetragen hat, dass die Lügen leichter geglaubt wurden. Die Lügen darüber, dass unser verschwenderischer Lebensstil nur durch die rücksichtlose Ausbeutung von Natur und Menschen in anderen Ländern möglich war.

Zu dieser Zeit hat vorerst unbemerkt der Feldzug des Neoliberalismus begonnen. Die Geschichte ist bekannt. Am Ende waren in vielen Ländern öffentliche Dienstleistungen privatisiert oder kaputt gespart, Gewerkschaften gesprengt, Arbeitswelt und Gesellschaft durch strukturelle Eingriffe entsolidarisiert. Die Monetarisierung sämtlicher Lebensbereiche hat sich bis in die persönlichen Beziehungen geschlichen. Begleitet von Lügen wie z.B.: Wenn wir nicht auf den Zug der Globalisierung aufspringen, ist unser Wohlstand gefährdet, wir brauchen sie, um den Anschluss nicht zu verlieren. Zu den größten Lügen zählt das ständige Vernebeln einer Basis unseres Wohlstands: Die rücksichtslose Ausbeutung anderer Weltregionen, vor allem des globalen Südens.

Im gleichen Zeitraum sind auch Desinformationskampagnen zum Klimawandel angestiegen, in den letzten 10 Jahren fast tsunamiartig. Die Ölgesellschaften hatten genau gewusst, welche Klima-Schäden die fossilen Energien verursachen und haben alles daran gesetzt, dass sich dieses Wissen nicht verbreitet bzw. dass ihm nicht geglaubt wird. Sie wollten und wollen ihre immensen Gewinne so lange wie möglich prolongieren. Wie es momentan ausschaut, mit großem Erfolg. Es scheint, die Lüge hat gewonnen und mit ihr kommt neben dem Klima auch die Demokratie unter die Räder.

“Manchmal muss man einfach einsehen, dass man gegen das Gesellschaftsversagen nicht länger ankommt. Gesellschaft und Regierung haben sich für das fossile Weiter-so entschieden.” (Mina Canaval, Klimaaktivistin, Letzte Generation)

Wie konnte es so weit kommen? Eine Antwort würde mehrere hundert Seiten füllen. Tatsache ist: Es ist so weit gekommen. Wir finden uns in einer Situation, in der Demokratie, eine freie Gesellschaft und Klimaschutz massiv und ernsthaft gefährdet sind.

Kollaps wird oft mit Hollywood-Bildern assoziiert, in denen die Welt von einem auf den anderen Tag zusammenbricht. In der Realtität ist der Kollaps von Demokratie und Klima ein Prozess und er steht nicht bevor, sondern ist längst in Gang. So ist nun mal die Situation, lassen wir uns nicht länger belügen und belügen wir uns nicht länger selbst.

Das alles braucht uns jedoch nicht davon abzuhalten, uns für sinnvolle Dinge einzusetzen. Mehr autofreie Zonen im Stadtgebiet, höhere Gebühren für SUVs, Temporeduktion im gesamten Ortsgebiet auf 30 kmh, etc., nicht nur, aber auch hinsichtlich nächster Wahlen. Für den Erhalt des Rechtsstaates, freie Meinungsäußerung und Medien, Erhalt der Menschenrechte, Klimaschutzmaßnahmen und vieles mehr. Sich für diese Dinge einzusetzen, macht immer Sinn. Egal wie es ausgeht.

Dieser Beitrag basiert auf einem Treffen der Seniors For Future Arbeitsgruppe ‚Heisses Alter‘.

‚Klimahysterie‘ – echt jetzt?

Klimaschutz ist
Zivilschutz


2024 wurde die 1,5 Grad Grenze zum ersten Mal global überschritten. Schaut man sich die Entwicklung der Erderhitzung der letzten 20 Jahre an, ist klar, dass sich dieser Prozess nicht einfach so wieder umdrehen wird. Im Gegenteil, er nimmt an Fahrt auf. Schaut man sich die aktuelle Entwicklung der Politik in Österreich an, ist klar, es kommen Parteien zum Zug, die klimatische Fakten einfach ignorieren. Klimaschutz sei ‚Klimahysterie‘.

Der ORF berichtet über den Stand der Klimaentwicklung:
„Die globale Klimaerwärmung hat im vergangenen Jahr das erste Mal die 1,5-Grad-Celsius-Marke überschritten. Laut dem am Freitag veröffentlichten Bericht des EU-Klimawandeldiensts Copernicus lag die Durchschnittstemperatur der Erde um 1,6 Grad Celsius höher als in den Jahren 1850 bis 1900. Klimaforscher sprechen von einem „Warnsignal“.“

Im Standard: Wie Blau-Schwarz die Klimapolitik untergraben würde:
„Die FPÖ schneidet im Klima- und Umweltschutz in allen mit Abstand am schlechtesten ab. Die ÖVP landet verlässlich auf dem vorletzten Platz. Die Umwelt-NGOs kommen damit zu demselben Ergebnis wie Österreichs Klimaforschernetzwerk CCCA fünf Jahre zuvor. Damals hatten Wissenschafter die Klimapolitik aller Parteien untersucht. Ihnen zufolge war jene der FPÖ „nicht im Einklang“ mit dem Pariser Klimaziel, jene der ÖVP „wenig im Einklang“. Die Wissenschafter benoteten die ÖVP mit einer Vier und gaben der FPÖ einen Fleck.“

Ins Detail: Bericht der tagesschau

5 gute Jahre?

Langsames Auftauen aus der Schockstarre. Ein blinzelnder Blick auf die bange Frage: In welchem Österreich werden wir die nächsten Jahre leben. Rechtsstaatlich, demokratisch mit freier Meinunsäußerung, sozial, solidarisch und mit viel Gestaltungsspielraum für Personen, Gruppen und Minderheiten, bei allen Mängeln, die es noch zu beheben gälte?

Oder in Richtung wiederholt genannter Idole wie Orban oder Trump, alle, die ihre Länder autokratisch beherrschen und nur ihre eigene Klientel bedienen. Da ist Putin nicht mehr weit. Das würde dann heißen Rückbau demokratischer und rechtsstaatlicher Strukturen, Einschränkung von Meinungsfreiheit und Gestaltungsspielräumen, Sozialabbau, Abschiebungen und – Klimaschutz ade.

Florian Klenk schreibt ‚müssen wir uns fürchten?‘ und kommt zu dem Schluss fürchten nicht, aber wachsam sein. Wachsamkeit ist natürlich wichtig und vorausgesetzt, aber sicher nicht genug. Eine Änderung ist schneller gesetzt als es vom wachsam sein zum handeln braucht. Kaputt machen geht schnell. Wiederaufbauen braucht Zeit. Und der Widerstand, das liegt in der Natur der Sache, ist zumeist einen Schritt hinterher.

Ein Gedanke schwebt vorbei: Kickl und seine Partei könnten an der Aufgabe wachsen, sich ihrer Verantwortung bewusst werden und im Sinne des Gemeinwohls handeln und regieren. Ein schöner Gedanke. Nur leider schon wieder außer Sichtweite.

Also wie kriegt man wieder Boden unter die Füße und Luft unter die Flügel. Ein Treffen klima- und demokratiebewegter Menschen gestern Abend hat diesbezüglich Mut gemacht. Zusammensitzen, alles an- und aussprechen, den Mix an Emotionen zulassen, in den Raum stellen und lassen wie er sich halt darstellt. In wertschätzender Gesprächsatmosphäre. Allein das ist ein Gegenstück zu jenen, die Hass und Spaltung provozieren und daran arbeiten, die Vielfalt einzuengen, auf ein wir und die anderen und wer nicht für uns ist, ist gegen uns.

Und dann der nächste Schritt. Die Emotionen sind so wie sie sind, aber wir sind nicht die Emotion. Wir lassen uns nicht davon erdrücken, uns nicht das Vertrauen in unsere Selbstwirksamkeit nehmen und uns nicht von den Ereignissen in die Verzweiflung treiben. Wir sind und bleiben handlungsfähig, können gemeinsam visionieren, gemeinsam konkrete Projekte planen und umsetzen. Beständig und beharrlich.

Wichtig scheint mir die wertschätzende Gemeinsamkeit und gegenseitige Akzeptanz. Aus ihr können der und die Einzelne Kraft schöpfen und wieder Boden unter den Füßen und Luft unter die Flügel kriegen. So war es gestern spürbar. Ein positiver Energieschub.

Klimaerbschuld

jozi@jozi.at


Hab‘ den Fußabdruck für Österreich gemacht und immer die ökologisch bestmögliche Variante angegeben. Je nach Tool komm ich auf 7.5 oder 5 Tonnen CO2 jährlich, deutlich unter dem österreichischen Durchschnitt von 13,6t. Der Anteil des Grauabdrucks (Ressourcenverbrauch, der nicht Einzelpersonen zuzuechnen ist, sondern den öffentlichen Bereichen, Infrastruktur, …) ist prozentuell unterschiedlich, absolut aber bei beiden ähnlich, etwas über 3t.

Also 3t CO2 jährlich. 2t dürften wir ab jetzt verbrauchen, um bis 2050 2 Grad Erhitzung zu erreichen, weniger als 1t für 1,5 Grad. Das heißt, allein durch meine Geburt in Österreich schulde ich der Menschheit ein bis zwei Tonnen CO2 jährlich.

Für mich ein Hinweis, dass der Fußabdruck zwar wichtig ist, wir aber auch sehr viel am Handabdruck arbeiten müssen, damit wir nicht schon mit einem Minus auf die Welt kommen. Fußabdruck und Handabdruck, zwei Faktoren für den Kern der Lösung: Die Änderung des Lebensstils.

Animiert war dieser Beitrag von einer ‚Sternstunde Philosophie‘ zum Thema Schuld vs. Eigenverantwortung, gegen Ende geht’s um’s Klima: Wie weit reicht Eigenverantwortung? | Sternstunde Philosophie | SRF Kultur

Nächste Möglichkeit für den Handabdruck was zu tun: Asfinag – Hände weg von unserem Grundwasser! Stopp Lobau-Autobahn. Neuerliche Kundgebung vor Bvwg 7.1.2025 um 07.30 in Erdberg. Infos hier.

Wir wünschen euch allen ein für euch persönlich zufriedenes, glückliches und gelingendes 2025 und uns allen ein Jahr, in dem wir für den Klimaschutz was weiterbringen.

2 Jahresrückblicke

Der ORF schaut zurück:
„Drei Jahreszeiten auf Rekordniveau, Hunderte Stationsrekorde: Das bald zu Ende gehende Jahr hat klimatologische Extreme in nie gesehener Zahl gebracht, und so überrascht die abschließende Bilanz nicht wirklich. 2024 war in Österreich das mit großem Abstand wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen 1767. Aber nicht nur die Temperaturen waren außergewöhnlich, sondern auch Spätfrost, Trockenheit, zahlreiche Unwetter und das „nächste Jahrhunderthochwasser“ haben gezeigt, dass Wetterextreme häufiger werden.“
Zum Bericht


Auch die ‚Treibhauspost‘ schickt einen Jahresrückblick:
„2024, es war schön so lala mit dir
Die vergangenen zwölf Monate sind mal wieder ein Fall für die Geschichtsbücher. Unsere Highlights, Lowlights und Gründe, um die Korken knallen zu lassen.“
~ 5 Minuten Lesezeit
Zum Bericht

Wer sich die vielen Extremberichte von beiden nicht antun mag, springt am besten gleich zum zweiten Teil der Treibhauspost: ‚Die hoffnungsvollen Seiten von 2024‘

Das war Seniors For Future Austria 2024

Allen, die die Aktivitäten gestaltet, mitgearbeitet, unterstützt
oder teilgenommen haben ein HERZLICHES DANKE !!!

Online- und Präsenz-Treffen der Seniors For Future Austria

Online-Treffen am 25. Jänner 2024

Plenartreffen: 17. März / 27. Mai / 24. Juni / 4. September / 1. Oktober / 17. November / 10. Dezember

Aktionen und Arbeitsgruppen

Klima-Puzzle für Mitglieder der Seniors

Arbeitsgruppe BRIEFE

  • Über 300 Briefe an Bürgermeister:innen österreichischer Gemeinden, mit der Aufforderung, sich für das Renaturierungsgesetz einzusetzen
  • Briefe an ÖVP-geleitete Gemeinden, sich gegen eine Regierungsbeteiligung rechtsextremer Parteien und Personen einzusetzen
  • Offener Brief an potentielle Regierungsverantwortliche, sich für inklusive Systeme und einen intakten Planeten für die kommenden Generationen einzusetzen
  • Brief an alle Regierungsverhandler:innen, dem Thema Klima einen höheren Stellenwert einzuräumen

Arbeitsgruppe ORF
Fordert die Thematisierung der Klimakrise im ORF ein, Kontaktierung aller Landesstudios, Ziel: Das Thema Klima soll, mit Hinweis auf den Bildungsauftrag des ORF, in den Wetterberichten sowie in anderen Sendungen, Talkshows etc. mehr berücksichtigt werden.

Arbeitsgruppe LESERBRIEFE
verfolgt v.a. die Printmedien und meldet sich auf einzelne Artikel mit kritischen Leserbriefen zu Wort

Arbeitsgruppe HITZE UND ALTER
Beschäftigt sich mit den gesundheitlichen Folgen des Klimawandels für ältere Menschen

Teilnahme (und teilweise Mitorganisation) an öffentlichen Veranstaltungen

26. Jänner
Großkundgebung
‚Demokratie verteidigen‘
vor dem Parlament in Wien

  • 24. Februar
    Attac Friedenskundgebung am Schwarzenbergplatz
  • 25. Februar
    Demokratie verteidigen
    Kundgebung und Lichtermeer vor dem Parlament

  • 2. März, Großprotest der Letzten Generation vor dem Museumsquartier
  • 15.März, „Wir fahren gemeinsam“, eine Demonstration von Fridays for Future und der Gewerkschaft Vida
  • 23. März, „Demokratie verteidigen“, Demozug vom Platz der Menschenrechte zum Ballhausplatz
  • 27. März, Demonstration zu Fuß und mit dem Rad, „Stoppt die Gaslobby“

  • 6. April, Großdemo Letzte Generation
  • 13. April, Raddemo gegen den Ausbau der A4, vom Praterstern nach Schwechat und retour
  • 19. April, Weltweiter Klimastreik, vom Platz der Menschenrechte zum Heldenplatz

  • 17. Mai, „Klingeln für’s Klima“, Omas For Future Österreich / Steiermark, vom Christian-Broda-Platz zum Platz der Menschenrechte
  • 23. Mai, Kundgebung für das Renaturierungsgesetz vor dem Denkmal der Republik, Schmerlingplatz, Wien
  • 31. Mai, Großdemonstration für Klima und Demokratie vor der Europawahl

  • 1. Juni, LG Großprotest
  • 11. Juni, vor dem Wiener Rathaus, pro Renaturierungsgesetz
  • 13. Juni, Demo gegen die Ostumfahrung

  • 13. Juli, Großdemo der Letzten Generation vor dem Parlament
  • 30. August, „Auto-Frei-Tag“ Operngasse

  • 2. September, Fototermin für FFF am Schwarzenbergplatz
  • 20. September, Weltweiter Klimastreik

  • 3. Oktober, „Wir gegen rechts“, Großdemo gegen Regierungsbeteiligung rechtsextremer Parteien und Personen
  • 26. Oktober, Raddemo, „Vernunft statt Beton“, Wiener Neustadt

  • 8. November, Demonstration vor dem Haus der EU
  • 30. November, Demonstration gegen Treffen rechtsextremistischer Gruppen,  Schwarzenbergplatz bis Schillerplatz


Jeden 1. Freitag im Monat Demonstration
Radeln For Future, Beginn 17.00 Uhr Votivkirche

Ab Mai jeden Samstag Gürtel-Liebe, 16.00 Uhr Urban-Loritz-Platz
Rad-Demonstration für eine fahrradfreundliche Gestaltung des Gürtels

Weitere Demo-Fotos in der Galerie

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Öffentlichkeitsarbeit in Internet und Social Media

  • Über 100 Website-Beiträge zu den Themen Klimakatastrophe und Demokratie, Veranstaltungen und viele weitere Informationen
  • Unzählige Postings zum Thema Klima und Demokratie auf Facebook, X (ehem. Twitter), Mastodon, Instagram und Bluesky

Kommunikation und Vernetzung

(Teilnahme / Organisation / aktive Mitgestaltung)

  • 17.3. Netzwerk Zukunft
  • Vernetzung und Kommunikation, “AG Kaffee” ab 30.4.2024
  • Beyond Growth Conferenz Wien, 13.-15. Mai
  • Vernetzungstreffen mit Omas For Future Steiermark am 16.5.2024
  • Buchpräsentation im Cafe Else am 24. Juli‚ „Etwas tun fürs Klima“, mit zwei Beiträgen der Seniors For Future und Präsentation der Seniors For Future
  • Teilnahme an den Agora-Austausch-Treffen (Initiativen für Demokratie): 6. Juli, 28. August, 4. September, 28. November 2024
  • Vernetzungstreffen Omas For Future Steiermark und GPFF am 12.9.2024
  • Allianzen-Treffen am 7. November (Organisation und Durchführung)
  • Open Space Civil Action Network 9. November
  • Seminar „Bodenschutz von unten“, 18. November 2024
  • Aktive Beteiligung in Arbeitsgruppen und Plenum beim „Klimaprotest“, ein Bündnis zur Vorbereitung des jährlichen Herbst-Klimastreiks

„Ich will eine bessere Katastrophe“

Reinhard Steurer im Interview bei FM4:

„Was sagt das IPCC im letzten Bericht, der mittlerweile schon zwei Jahre alt ist: Wir haben ein sehr kurzes Zeitfenster, um ein stabiles Klima sicherzustellen. Und es schließt sich schnell. Jetzt sind wieder zwei Jahre vergangen. Im Jahr 2024 sind entscheidende Wahlen gewesen in Europa, in Österreich, in den USA. Und die sind so ausgegangen, dass sich eine Mehrheit offensichtlich von der wissenschaftlichen Faktenlage abgewendet hat. Das bedeutet, dass wir dabei sind, dieses kurze, sich schnell schließende Zeitfenster gehen zu lassen.“

„Also ich denke, es ist, wenn man realistisch bleibt, an der Zeit, sich auf eine katastrophale Entwicklung vorzubereiten. Was aber nicht heißt, dass alles zu spät ist und es nichts mehr zu tun gibt, sondern die Ansage lautet jetzt: Ich will eine bessere Katastrophe. Es gibt immer Möglichkeiten, Dinge besser zu machen.“

„Die erste Priorität in dem Szenario ist dann gar nicht mehr Klimaschutz, sondern Zivilisations- oder Demokratieschutz, denn ich glaube, dass wir in den letzten Monaten und Jahren gesehen haben, dass die Demokratie sich mit solchen Krisenzeiten sehr schwer tut und es dann tatsächlich hauptsächlich darum geht, die Demokratie, die Freiheit, wie wir sie kennen, noch zu bewahren.“

Zum Interview

Argumentationshilfen

Gerne leite ich den Newsletter von Parents For Future Germany weiter: „Das Thema „Klima“ genießt gerade nicht die Priorität, die es erfordert. Es gibt viele andere Themen, die die Menschen bewegen.
Doch wenn die For-Future-Gruppen – vernetzt mit weiteren Menschen und Gruppen vor Ort – „Klima“ nicht auf die Agenda setzen, tut es niemand.“

Neben anderen interessanten Themen wird auf Seite 4 ein Thema angesprochen, das wir auch bei den Seniors immer wieder diskutieren, social media. „Argumentationshilfen für social media & co (Teil1): „Wer kennt sie nicht – die immer wiederkehrenden Ausreden, nichts tun zu müssen oder gar die Klimakrise in Frage zu stellen: „Aber die Chinesen…“ „Neue Technologien werden das Klima retten.“ „Ach, die Wissenschaftlerinnen übertreiben doch maßlos…“ „Klimaschutz schadet der Wirtschaft.“
Wir haben nach Netzperlen gefischt und Argumentationshilfen zusammengetragen, die euch in Diskussionen am Infostand, mit Arbeitskolleginnen und auf euren Social-Media-Kanälen schlagfertiger werden lassen. Einen zweiten Teil wird es im Januar-Newsletter geben“

Parents for Future (P4F) Germany – Newsletter

Einstellungswandel zum Klimawandel

So kann es mit mir nicht weitergehen. Das ständige Ankämpfen gegen eine übermächtige fossile Gewalt, gegen den übermächtigen Drang der vielen zu Verleugnung und Verdrängung, raubt mir den Atem, frisst an meiner Substanz. So kann es nicht weitergehen. Entweder ich lass es oder ich komme zu einer anderen Einstellung, so oder so, ich muss was ändern.    

Im Kampf gegen ein übermächtiges Monster, das aus vielen politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und psychologischen Teilen besteht und zu einer Mechanik des Untergangs zusammengewachsen ist, würde ich mich schließlich aufreiben. Würde zwischen den Teilen dieses Monsters zermahlen werden.

Am Anfang der Überlegungen stand das Akzeptieren. Akzeptieren, dass die Zivilisation so wie ich sie kenne und in der ich fast ein ganzes Leben lang gelebt habe, untergehen wird. Entweder durch den dritten Weltkrieg oder etwas später durch die volle Entfaltung der Konsequenzen des Klimawandels, ausgelöst durch unsere Lebensweise der rücksichtslosen Ausbeutung, an der ich, allein durch das Leben in einem der reichen Länder, auch selbst teilgenommen habe. Die Akzeptanz des Untergangs, das heißt nicht Weltuntergang, das heißt, dass die Systeme wie wir sie gewohnt sind, zusammenbrechen und nicht mehr funktionieren, so paradox es klingen mag, die erlebe ich als Entlastung.

‚Wie kannst du nur, denk doch an deine Kinder und Enkelkinder.‘ Ja, das tu ich und ich bin sicher, sie werden ihren Weg finden, ich kann das sowieso nicht für sie machen, ich kann die Welt nicht für sie retten. Sie werden Lösungen finden, mit den Geschehnissen umzugehen, Lösungen, die ich noch gar nicht denken kann, im Kleinen oder im Großen, das bleibt abzuwarten.

Prinzipiell habe ich Vertrauen darin, dass künftige Menschen und Generationen Neues in die Welt bringen und damit auch unerwartete Richtungswechsel in den gesellschaftlichen Prozessen auslösen können. Wir leben in einer Zeit des Umbruchs, der Auflösung staatlich-demokratischer Strukturen. Die Zeit des Umbruchs ist nicht nur die Zeit der Monster (Gramsci), sondern birgt auch die Möglichkeit, Konstruktiv Neues hervorzubringen.

Da halte ich es mit Hannah Arendt:„Hannah Arendts Idee, dass mit der Geburt eines jeden Menschen, eines jeden Gedankens ein ebenso kleiner wie radikaler, jedwede historische Erfahrung und jede Form des Pessimismus widerlegender Neuanfang gemacht ist, gehört zum Unerhörtesten, was die moderne Geschichte des Denkens zu bieten hat“ (Th. Meyer, in: H. Arendt, ‚Die Freiheit, frei zu sein.‘)

So versuche ich meinen Lebensalltag zwischen Untergang und Möglichkeitsräumen zu gestalten, gemeinsam mit meiner Familie und Freund:innen ein gutes Leben zu führen. Und versuche, mich im Rahmen meiner persönlichen Möglichkeiten für Frieden, Demokratie und Klima zu engagieren. Nicht, um das Schwert gegen den feuerspeienden Drachen zu schwingen. Einfach nur, weil es Sinn macht.

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Ein sehr interessanter Talk zum Thema: Kommt der Klimakollaps? – taz Talk mit Tadzio Müller