Freitag 08.Dez.2023
10.00 Uhr
vor der Karlskirche
Am Montag 4.12.2023 äußert sich der österreichische Bundeskanzler im Ö1 Journal um fünf zu den Ermittlungen der Justiz wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung durch Klima-Aktivist:innen zustimmend, „weil eben diese Form des Protestes, das Ankleben auf Straßen, zu großen Problemen für die Menschen führt, die Menschen massiv belastet.“ (Journal um fünf)
Die massive Belastung, die der Kanzler meint, zeigt sich in ca 20 Minuten Stau-Stillstand. Laut einem Bericht des Standard verbringt, wer in Wien täglich zur Rushhour mit dem Auto unterwegs ist, pro Jahr mehr als vier Tage im Stau. Staus, die zahlreiche Auslöser haben, aber nur eine Ursache: Die unzähligen PKWs, die sich täglich zu denselben Zeiten in den Verkehr stürzen und meistens nur eine einzige Person transportieren. DAS ist die Ursache.
Den geringsten Anteil an den ca 6000 Minuten Stau haben Klimaproteste. Oft ist es sogar Fehlverhalten der Autofahrenden selbst, die Staus verursachen, etwa durch: Häufigen Spurwechsel, Drängeln und dichtes Auffahren, Missachten des Rechtsfahrgebots, Unaufmerksamkeit, Fehlende Anwendung des Reißverschlusssystems, Schaulust und Gaffen (Asfinag).
Den Problemen und Belastungen durch Staus stehen Probleme und Belastungen für die Menschen gegenüber, die unter den immer häufiger werdenden Hitzewellen leiden und mitunter daran sterben. Die Übersterblichkeit durch Hitze kostete 2022 laut AGES 231 Menschen in Österreich das Leben, für 2023 werden zwischen 300 und 500 prognostiziert (AGES, MedMedia).
‚Probleme und massive Belastungen‚ im Vergleich: Insgesamt vielleicht 100 oder max. 200 Minuten Stau (von 6000) wegen Klimaprotesten – ein paar hundert Todesopfer durch großteils menschengemachte emissionsbedingte Hitze. Und das ist nur der extremste Teil, der daraus entstehenden Belastungen, neben weiteren Folgen für die Gesundheit und enormen Sachschäden durch Unwetter, Stürme, Überschwemmungen, Dürre, Ernteausfälle, etc.
Bedroht werden wir von einer sich rasant steigernden Klimakatastrophe und einer verantwortungslosen Politik, die nichts oder viel zu wenig dagegen unternimmt. Nicht von denen, die gewaltfrei auf diesen Missstand aufmerksam machen.
Protestmarsch der Letzten Generation: Freitag 08. Dezember 2023, 10.00 Uhr, vor der Karlskirche.
Die Zivilgesellschaft ist gefordert. Klimaschutz braucht unsere Unterstützung, jede Person zählt.
Warum sollten wir Alten nicht auch, wie ein paar Kinder, eine Klimaklage einreichen. Ich hätte größte Lust dazu, weiß nur nicht wie, aber vielleicht haben auch andere schon die Idee gehabt, denen würde ich mich gerne anschließen.
Barbara Keller
Ich kann bei dieser „was ist schlimmer“ Argumentation leider mental nicht mit. Es gibt im Moment kein demokratisch zustande gekommenes Gesetz, das es verbietet, Auto zu fahren, oder auch dann Auto zu fahren, wenn es schon viele andere gleichzeitig machen (könnte man machen, haben wir aber nicht). Es gibt aber Gesetze gegen viele der Aktionen der letzten Generation. Das kann man nicht so einfach wegwischen. Damit stellt man sich und seine persönliche Meinung auf ein moralisches Podest und behauptet, man habe das Recht, das Recht zu brechen, weil es „einfach anders nicht mehr geht“. Das ist ein sehr gefährlicher Standpunkt. Die Trump Anhänger und Kapitol Stürmer haben sicher genauso gedacht. Und die extremeren AFD Anhänger denken es sicher auch. Asylantenheime abfackeln, weil es „anders nicht mehr geht, ansonsten ja niemand zuhört“. Ich halte das für absolut das gleiche mentale Prinzip. Es muss bessere Wege aus der Klimakrise geben als unser hart erworbenes demokratisches System über Bord zu werfen.
Die Argumentation versteh ich, in der Klimabewegung werden die Methoden der LG ja auch sehr kontrovers diskutiert. Die Frage, die sich am Ende halt immer wieder stellt: Welche Aktionsformen sind wirklich effizient, um in der Klimafrage was weiterzubringen.
Eine Art Täter-Opfer-Umkehr.
… oder eine Bestrafung der Boten für die schlechte Nachricht?
Helga Kromp-Kolb hat schon vorgeschlagen, Politiker:innen für die Zerstörung der Lebensgrundlagen heutiger und künftiger Generationen vor Gericht zu stellen und dafür den Straftatbestand des Ökozids einzuführen.
Ich kann diesen Gedankengang nachvollziehen.
Auch mir erscheint es absurd, dass für eine Verzögerung des Autoverkehrs um Minuten oder Viertelstunden neue Straftatbestände und hohe Strafen gefordert werden, während die Zerstörer unserer menschlichen Zivilisation (ein paar Millionen andere Arten noch dazu) straffrei bleiben sollen und mit Aufsichtsratsposten aller Arten belohnt werden.