Ein strategisch kluger Paukenschlag zu Beginn: Die Emirate und Deutschland spendieren 200 Millionen Dollar für den Katastrophenfonds für besonders betroffene Länder. „Historisch“ und „phänomenal“ nennt es der Cop-Vorsitzende (tagesschau). Staaten, die direkt oder indirekt durch fossile Brennstoffe reich geworden sind und den Großteil der bisherigen Erderhitzung verursacht haben, spendieren ein paar Millionen Dollar für Länder, die bisher zum Klimwandel fast nichts beigetragen haben, jedoch am stärksten darunter leiden. So sehr, dass – wenn nicht sofort drastische Maßnahmen gesetzt werden – ganze Bevölkerungen emigrieren werden müssen, weil ihre Heimaten nicht mehr bewohnbar sind. Sie liegen dann zwar weiterhin auf unserem Planeten, aber außerhalb der habitablen Zone.
Insofern sind die paar Millionen ein Tropfen auf die heiße Erde. Einen Beschluss für das dringend notwendige AUS fossiler Brennstoffe wird es dagegen auf der COP28 voraussichtlich nicht geben. Abgesehen von den paar Millionen scheinen Staaten und Konzerne eher Öl ins Feuer der Erderhitzung gießen zu wollen. Nicht, dass man viel anderes erwartet hätte, doch so direkt ausgesprochen, ist es ein Schlag ins Gesicht der Klima-Aktivist:innen und vieler betroffener Staaten im globalen Süden. Z.B. der Vorschlag, das Thema ‚Ausstieg‘ im Endbericht gar nicht zu erwähnen (Standard).
Fast 90.000 Teilnehmer:innen aus der ganzen Welt und allen Interessensgruppen tummeln sich in Dubai um das Thema Klima. 2500 davon sind offiziell akkreditierte Lobyyst:innen und unzählige weitere inoffiziell, im Gefolge verschiedenster Delegationen (Standard). Das sind bald so viele Menschen wie die kleine Gemeinde Mäder in Vorarlberg Einwohner:innen zählt. Eine Gemeinde, die zwar keine ‚historisch phänomenalen‘ Ergüsse aufweisen kann, doch sie tut eines konkret: Sie setzt Klimaschutz in die Tat um.
„Mäder ist eine pulsierende Wohngemeinde mit florierender Wirtschaft, die Wert auf eine zukunftsfähige (enkeltaugliche) Entwicklung legt. Die Dienstleistungen der Gemeinde werden daher CO2-neutral erbracht. Das heißt, dass wir zum Beispiel Ökostrom und Biomasse zum Heizen verwenden und den Großteil unseres Fuhrparks mit Ökostrom oder Biogas betreiben.“ So heißt es auf der Website der Gemeinde Mäder. Und sie tun, was sie sagen, setzen im Rahmen ihrer Möglichkeiten konkrete Maßnahmen um, so wie viele andere kleinere und größere Gemeinden in Österreich auch.
Kein entweder oder, beides ist wichtig, die globale und die lokale Ebene. Die Weltkonferenzen wären eine Plattform, die die fortschreitende Klimakatastrophe effizient eindämmen könnte. Es bräuchte allerdings mehr Willen und Mut, die notwendigen Änderungen entgegen den Profitbestrebungen der transnationalen Konzerne wirklich anzugehen und durchzusetzen. Ansonsten bleiben sie, was sie aktuell sind: Scheinklimaschutz.
Die Hoffnung sehe ich eher in den kleinen Einheiten der Gemeinden und den Aktivitäten der Zivilgesellschaft. Um (wiedermal) Reinhard Steurer zu zitieren: ‚Die Lösung kommt nicht von der Politik, von den Konzernen oder den Weltklimkonferenzen, sie kommt von unten oder sie kommt gar nicht‘. Von unten heißt für mich Zivilgesellschaft und Gemeinden. Hier scheint es mir sinnvoll Zeit und Arbeit zu investieren, um die Menschen für den Klimaschutz zu gewinnen. Und dann würde es um den Zusammenschluss der vielen ‚Kleinen‘ gehen, um zu einer so starken Bewegung anzuwachsen, dass Politik und Konzerne nicht mehr daran vorbei können.
Und wer weiß, noch ist der Endbericht nicht fertig, vielleicht gibt’s ja doch noch eine Überraschung. Bernhard Gaul zur aktuellen Lage in Dubai .
200 Mio Dollar … dass ich nicht lache! Allein Vanuatu hat die Folgekosten der Klimaschäden 2022 mit 170 Mio Dollar angegeben ….
ja, es ist ein Hohn