COP dort, Molln hier

Bald könnten Bohrtürme
den Rand des
Naturschutzgebietes säumen


In ca 10 Jahren werden wir global 1.5 Grad Erderhitzung erreicht haben, selbst wenn wir jetzt alle Emissionen auf 0 setzen würden. Allerdings können wir immer noch dafür sorgen, dass die Überschreitung möglichst kurz dauern wird. Kann die COP28 dazu beitragen?

Reinhard Steurer meint in einem Interview auf puls24 dazu, die Erwartungen seien aus den bekannten Gründen nicht allzu hoch. Es ginge darum, die große Lücke zwischen Zielen und praktischer Umsetzung zu schließen. Gelingt das nicht, sei das unter 2 Grad Ziel nicht zu halten. Ein wesentlicher Punkt der COP werde die fünfjährige Bestandsaufnahme sein, die o.g. Lücke aufzeigt. Es werde darum gehen, die Ziele nachzubessern. Die zentrale Herausforderung läge allerdings in der nationalen Umsetzung. In Summe sei die Klimakonferenz der Gipfel des Scheinklimaschutzes.

Österreich selbst sei nicht Verhandlungspartner, sondern die EU insgesamt, die eine gewisse Vorreiterrolle habe, allerdings zurückhaltend sei, wenn es darum geht, Druckmittel einzusetzen. Österreich sei in der EU, was die Emissionen betrifft, bei den Schlusslichtern. (R.Steurer auf Puls24 vom 29.11.2023, 3. Beitrag, leider mit viel Werbung, braucht Geduld).

Schon fast zynisch wirkt die Genehmigung von Probe-Gasbohrungen in Molln in Oberösterreich, gerade einen Tag vor Beginn der COP28. Noch besser kann man die Haltung zum Klimaschutz wohl nicht ausdrücken. ‚Die wirtschaftlichen Interessen würden die naturschutzfachlichen Bedenken übersteigen‘, von Klimaschutz ist schon gar nicht die Rede. Bald wird sich am Rande des Naturschutzgebiets ein Probe-Bohrturm erheben. Wenn die Suche erfolgreich ist, wird es laut Umweltschützer mehr als 20, laut Betreiberfirma 5-6 Bohrtürme geben, mit allen weiteren Folgen für die umliegende Natur, Bodenversiegelung, Zufahrtsstraßen, Pipeline, Lärm … .

Ausführliche Analyse vom Momentum Insitut
Website der Bürger:inneninitiative Pro Natur Steyrtal: Die Mythen des Dr. Seywald

Radeln For Future

FR 01.12.2023
„Perchten-Raddemo
am Ring: Treiben wir die Autogeister aus“


Aufruf von Radeln For Future:
„Hilf uns die bösen Geister zu vertreiben und für die Platz zu schaffen, die in der Überzahl sind, nämlich Zufußgehende, Öffinutzende und Radfahrende. Wenn du magst, komm verkleidet als Krampus oder Nikolo! Wir fordern eine verkehrsberuhigte Innenstadt und einen vom Fußverkehr getrennten Radweg am Ring ohne ständiges Hin und Her! Ringradschnellweg jetzt! Infos hier

Treffpunkt: 17:00 Uhr beim Votivpark
Abfahrt: 17:30 Uhr
Ende: ca. 19:30 Uhr im Votivpark
Route: Einmal um den Ring und viele Abstecher in den 1. Bezirk


Deklaration zur Stärkung des Radverkehrs.
Noch ein Entwurf, unvollkommen und unverbindlich, doch immerhin ein Schritt in eine gute Richtung. Am 4. Oktober 2023 wurde in Sevilla der Entwurf einer europäischen Deklaration für das Radfahren veröffentlicht. Der nächste Schritt ist der Weg durch die Instanzen.

In der Deklaration wird das Radfahren als nachhaltiges, inklusives und leicht zugängliches Verkehrsmittel hervorgehoben und als kostengünstiges und gesundes Transportmittel anerkannt. Dementsprechend soll nun vermehrt in den Radverkehr investiert werden. Die Deklaration soll als „strategischer Kompass für bestehende und zukünftige politische Maßnahmen“ dienen, um „das volle Potenzial des Radverkehrs in der Europäischen Union auszuschöpfen“. Sie soll dazu beitragen, die Klimaziele und die Ziele des europäischen Green Deals zu erreichen.
Infos hier

Klima und Demokratie

Fotos: Trude, Martin

Freitag 24.11.2023 um 14.00 Uhr am Wiener Praterstern. Klima-Aktivist:innen der Letzten Generation blockieren mehrere Straßenzüge, Klima-Initiativen und engagierte Menschen solidarisieren sich. Ein weiterer Act im Kampf für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit, ein weiterer Handabdruck.

Aus dem Gespräch mit einem Polizisten: „Wir verstehen das ja, hoffentlich bewirkt’s bald was, weil für uns ist das immer sehr anstrengend“. Nicht anders als in der Bevölkerung gibt es auch bei Polizist:innen pro und kontra. An diesem Freitag jedenfalls konnte ich teilweise einen fast fürsorglichen Umgang der Polizist:innen mit den Aktivist:innen beobachten. Zumindest für diesmal haben Spaltungs- und Polarisierungsversuche nicht gegriffen.

Spaltung und Polarisierung, die von Entscheidungsträger:innen unserer Politik betrieben und von diversen Medien unters Volk gebracht werden. Ein Gutteil des aggressiveren sozialen Klimas und der verbalen und körperlichen Attacken gegen Klima-Aktivist:innen ist wohl auf die Verhetzung (z.B. Gleichsetzung von Klima-Aktivismus und Terrorismus) durch Politiker:innen und Medien zurückzuführen.

Eine solche Politik schädigt beides, die Demokratie und den Kampf gegen den Klimanotstand. Angstpolitik dient nur dem Ausbau der Macht im Eigeninteresse einzelner Gruppierungen. Nicht nur Trump schlägt immer härtere Töne an (Autoritäre Sprache alarmiert Historiker), die Entmenschlichung politischer Gegner:innen haben wir auch bei uns schon erlebt.

Angesichts des kommenden Wahljahres kann man nicht oft genug betonen: Klimaschutz, Solidarisierung, ökologisch-soziale Gerechtigkeit und Demokratie sind nur gemeinsam umsetzbar. Jede Wahl ist auch Klimawahl.

Europäische Bürger:inneninitiative

Unterschreiben bis
Oktober 2024


Eine europäische Bürger:inneninitiative für die europaweite Vermögenssteuer.

Die genannten Ziele:
Mit dieser Initiative wird die Europäische Kommission aufgefordert, eine europäische Vermögenssteuer einzuführen. Diese Steuereinnahmen würden in die Eigenmittel der Union fließen und die von den Mitgliedstaaten kofinanzierten EU-Maßnahmen für den ökologischen und sozialen Wandel sowie für die Entwicklungszusammenarbeit maßgeblich und nachhaltig flankieren. Das Geld wäre der Bekämpfung von Klimawandel und Ungleichheit gewidmet und würde eine gerechtere Beteiligung der Menschen in Europa an der Verwirklichung dieser Ziele ermöglichen.

Bis Oktober 2024 müssen eine Million Unterschriften gesammelt werden, damit das Anliegen von der Europäischen Kommission behandelt werden muss. Bitte verbreiten wo immer möglich. Infos hier. Zur Unterschrift.

Protestmarsch Letzte Generation 13.11.2023, Fotos: Andreas Rodlauer

Protestmarsch der Letzten Generation am MO 13.11.2023, unterstützt von zahlreichen Menschen, die sich mit den Aktionen und Anliegen solidarisieren. Nach dem Motto ‚danach ist davor‘, findet kommenden Freitag wieder ein Protestmarsch statt:

Freitag 24.11.2023, 14.00, Praterstern

Dieses Jahr hat uns schmerzlich gezeigt, wo wir in der Entwicklung der Klimakatastrophe stehen und dass es schneller gehen könnte als uns lieb ist. Umso wichtiger ist die Unterstützung der Klima-Aktivist:innen und ihrem unermüdlichen Appell an die Politik: Handelt jetzt. ‚Die Lösung kommt von unten oder sie kommt gar nicht‘ (R.Steurer), kann nicht oft genug wiederholt werden. Nur genügend Druck aus der Zivilgesellschaft wird die Politik zum Handeln bewegen.

Protest und Dialog

Komm beim Protest March vorbei:
Montag, 13.11. um 16 Uhr
Treffpunkt vor der Hauptuniversität Wien

Eine Aktion der Letzten Generation:
Bei einem Protestmarsch gehen wir im Schneckentempo auf der Straße entlang. Ungefähr so schnell, wie die Regierung in Sachen Klimaschutz handelt, also echt langsam!
Infos hier

Grafik: Stefanie Sargnagel

______________________________________________________

DO 16.11.2023, 13.00 – 21.30
Der nächste Klimadialog
findet in Wien statt
Info und Anmeldung
(bis 13.11.23)

„Der Vierte Österreichische KlimaDialog steht ganz unter dem Motto: „Klimagerechtigkeit“
und richtet sich an die interessierte Zivilgesellschaft, NGOs, Politik, Verwaltung und
Wissenschaft. Kurzimpulse, Workshops, niederschwellige Vernetzungsformate,
Diskussionsrunden und künstlerische Inputs beleuchten den Weg zur Klimagerechtigkeit
aus nationaler und internationaler Perspektive.“

Seniors For Future Austria Online-Treffen

FR 17. Nov. 2023
18.00 Uhr


Der nächste Online-Austausch der Seniors For Future Austria findet am FR 17. November um 18:00 online per Zoom statt. Gelegenheit zum Kennenlernen für neue Mitglieder und zu Gespräch und Diskussion für alle.

  • Wir wollen die Aktion „183 Stunden durchgehend für das Klima“ vom 21. bis 28. November 2023 in Wien und unsere Teilnahme daran reflektieren
  • besprechen, wie es mit der Brief-Aktion an die e5-Gemeinden weitergeht
  • zukünftige Strategien diskutieren
  • Ideen für weitere Aktionen sammeln
  • und uns einfach zum Thema Klima-Aktivismus austauschen

Anmeldung bitte an <team@seniorsforfuture.at>, dann schicken wir dir kurz vorher den Link für die Teilnahme zu.

Im Dezember ist ein Präsenztreffen zum Jahresabschluss geplant, Info demnächst hier.


Veranstaltungshinweis

9. Nachhaltigkeitstag der Boku Wien
„Demokratie in der Klimakrise – kollektive Wirksamkeit und aktive Verantwortung“.
u.a. mit Bundesministerin Leonore Gewessler
Alle Infos hier

Radeln For Future

FR 03.11.2023
17.00 Uhr
Votivpark

Grafik: Radeln For Future

Am Freitag (wie jeden ersten Freitag im Monat) ist es wieder soweit, Radeln For Future radelt für das Klima und für die Gestaltung einer menschen- und klimafreundlichen Stadt:

Es gibt viele gute Ideen, wie wir Wien lebenswerter, menschenfreundlicher und klimafit machen können. Die richtig guten Ideen kommen aber meist von Initiativen aus der Bevölkerung. Inspiriert von wirmachen.wien wollen wir am 3. November ein paar dieser Initiativen abradeln.Infos zur Radldemo hier.

Alle Radlerinnen und Radler groß und klein sind willkommen, sich mit uns für die Anliegen der Menschen in der Stadt zu engagieren.

Postwachstum und Degrowth

„Die Idee einer Welt
ohne Wachstum
verständlich erklärt.“

(Artikel von Katharina Mau
auf Krautreporter)

Foto: Markus Spiske

‚Unendliches Wachstum ist auf einem begrenzten Planeten nicht möglich‘, das klingt für jede/n unmittelbar einleuchtend. Gefühlsmäßig ist uns jedoch die Aussage ‚Wachstum ist gut, für die Wirtschaft notwendig und führt zu mehr Wohlstand für alle‘ näher. Die meisten von uns sind damit aufgewachsen und haben unmittelbar erlebt, wie eine wachsende Wirtschaft zum eigenen Wohlstand beigetragen hat.

Ein Wirtschaftsmodell zu hinterfragen, das uns (in den Industrienationen) ein luxuriöses Leben ermöglicht und lange Zeit zum unhinterfragten Paradigma gezählt hat, und dann noch in eine Richtung, die zumindest gefühlt das Gegenteil davon propagiert, ist für jede/n von uns kognitiv-emotionale ‚Schwerarbeit‘. Ausrede- und Verdrängungsgedanken stellen sich fast automatisch ein, wenn wir daran erinnert werden, dass eben dieses System, das uns so viel Gutes beschert hat, drauf und dran ist, die Welt zu zerstören.

Zudem baut der Luxus ‚hier oben‘ auf Ausbeutung und Elend ‚da unten‘ auf. Schäden durch die Produktion und die schädlichen Folgen des Konsumismus werden soweit wie möglich in den globalen Süden ausgelagert. Auf den bei uns üblichen Landkarten ist Europa oben und relativ zentral verzeichnet. Oben ist konnotiert mit gut, Himmel, reich, da wo alle hinwollen, nach oben. Unten sind die Füße im Dreck der Straße, unten ist arm, das Böse, die Hölle, das Schlechte. Ist die Verteilung vielleicht eh gerecht?

Für die kognitive Ebene ist es wichtig zu verstehen, wie unsere aktuelle Wirtschaft funktioniert und wie ein alternatives System ohne Wachstum auskommen könnte. Auf der emotionalen Ebene hilft vielleicht die Frage, ob der Wohlstand, den wir meinen, wirklich mit Lebensqualität zu tun hat. Alle paar Wochen neue Klamotten, die wir oft nicht oder nur ein Mal anziehen, das neueste Handy obwohl das alte noch super funktioniert, mein neuer SUV hat mehr PS als der vom Nachbar. Und die Frage, ob es nicht an der Zeit wäre, etwas mehr Verteilungsgerechtigkeit zu schaffen. Länder, die bisher am wenigsten dazu beigetragen haben, leiden am meisten unter der Klimakatastrophe. Außerdem -die finanzielle Schuldenlage täuscht: Nicht der Süden schuldet uns etwas, sondern wir dem Süden.

Seit mehr als zwei Jahrzehnten herrscht die neoliberale Ideologie immer unverschämter. Propagandaartig werden wir darauf getrimmt zu glauben, wir bräuchten Dinge, die wir in Wirklichkeit gar nicht brauchen, und dass wir in kurzen Abständen unbedingt die neueste Version haben müssten. Immer mehr, immer besser, größer, schneller, und auch wir selbst sind davon nicht ausgenommen. „Die Zwänge zur permanenten Fortentwicklung und Selbstoptimierung“, schreibt Welzer, „sind uns längst und unbemerkt zum Selbstzwang geworden“ (Zitat aus dem Artikel von K. Mau).

Ein wichtiger Schritt scheint mir, das Räderwerk zu verstehen, was bewirkt die Wachstumsdoktrin und was würde Degrowth bedeuten bzw. welche Systeme könnte es geben, die langfristig nicht gegen, sondern im Einklang mit Mensch und Natur funktionieren. Ein zweiter Schritt könnte sein, dass wir uns von einer Wohlstandsgewohnheit lösen, die bei genauerem Hinsehen ihre Versprechen nicht halten kann. Was Menschen glücklich macht, ist nicht Besitz und Konsum, sondern Gesundheit, Zugehörigkeit zu einer Gruppe, sei es Familie oder Gemeinschaft, gelingende (liebevolle) Beziehungen, ausreichende Freiheit und Selbstbestimmung sowie Existenzsicherheit.

Katharina Mau ist freie Journalistin, Volkswirtin und Mitglied im Netzwerk Klimajournalismus Deutschland. Sie schreibt über Klimakrise, Wirtschaft und Mobilität, und ist Expertin für Degrowth. Im Artikel „Die Idee einer Welt ohne Wachstum verständlich erklärt“ führt sie anschaulich und verständlich aus, was es damit auf sich hat. ( Das Buch „Das Ende der Erschöpfung. Wie wir eine Welt ohne Wachstum schaffen“ erscheint im Frühjahr 2024 im Verlag Löwenzahn)

Reden wir darüber

Thema sind die Temperatur-Rekorde 2023, vor allem der September. Wobei ich persönlich finde, wir sollten nicht von Rekorden sprechen. Wer hat sich nicht schon einmal gewünscht, in irgendeinem Bereich einen Rekord aufzustellen oder sich über die Rekordmeisterschaft seiner Mannschaft gefreut oder ist stolz, dass eine Bekannte im Buch der Rekorde steht, cool. Der Begriff ‚Rekord‘ ist positiv konnotiert. Das Klima hätte dort einen Stammplatz. Doch Rekorde, von denen wir da reden, sind Tiefpunkte des Klimaschutzes, Indikatoren der Katastrophe, Extreme im Verlauf der Klimakrise.

Die extremen Temperaturen im September waren selbst für Klimaforscher:innen eine Überraschung und werfen Fragen über die mögliche weitere Entwicklung auf.

Luise Strothmann in der taz:
Es ist nicht nur die Nachricht einer sich verschlimmernden Krise, die mich umhaut.Es ist vor allem die Tatsache, dass Wissenschaftler*innen, denen ich vertraue, sagen, sie können sich diese Entwicklung nicht erklären.“ […]

„Aber diese Zahl für September 2023, sie ist anders. Die deutsche Durchschnittstemperatur lag bei 17,2 Grad Celsius, das ist 3,9 Grad heißer als ein September im gültigen Vergleichszeitraum von 1961 bis 1990. Nach einem Sommer mit Rekordtemperaturen war der Monat auch international nicht einfach nur der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Er ist mit so enormem Abstand der heißeste, dass er selbst Klimawissenschaftler*innen Rätsel aufgibt.“ […]

Ernst, aber nicht hoffnungslos.

Fakten sind meist nicht die Lösung, sagt Katherine Hayhoe. Aber um eine Lösung zu finden, die funktioniert, müssen wir zunächst ins Gespräch kommen. „Das Wichtigste, das du im Kampf gegen die Klimakrise tun kannst, ist, über sie zu sprechen“, lautet ihr Lieblingssatz.“ 

Hier gehrt’s zum Artikel