Ein Essay von Friedemann Karig, 24.11.2022
Eine Analyse der Aktionen und Reaktionen
Auf unserer gestrigen Geburtstagsfeier der Seniors For Future haben wir auch viel über die Aktionen der ‚Letzten Generation‘ diskutiert, überlegt, wie wir das Anliegen unterstützen könnten, ohne uns selbst festzukleben und begonnen, Ideen für Aktionsformen zu sammeln.
Friedemann Karigs Essay „Warum die ‚Letzte Generation‘ alles richtig macht“ bringt eine umfassende psychologische und soziologische Analyse der Aktionen der LG und der persönlichen und gesellschaftlichen Reaktionen. Ein bisschen lang, aber es lohnt sich. Aus dem Text:
„Das fasst die Haltung des feinsinnigen Bürgertums gut zusammen: Mit Kunst und Essen spielt man nicht, mit eurer Zukunft schon.“ […]
„… die Machtdemonstration des Rechtsstaates, der in Bayern ein umstrittenes Antiterrorgesetz nutzt, um dutzende Aktivist:innen ohne Prozess mehrere Wochen in „Präventivgewahrsam“ zu nehmen (und damit laut Aktivist:innen mehr zur Mobilisierung beiträgt als jede Kampagne), dazu die überwiegende mediale Verweigerung einer konstruktiven Auseinandersetzung – das sind alles Zeichen eines sozialen Systems, das sich gegen eine aufgezwungene Ausleuchtung seiner kognitiven Dissonanzen wehrt. Oder auch: Das sich einem Kipppunkt nähert. Wir stehen damit möglicherweise an der Schwelle zur dritten Phase des Klimadiskurses. Denn wir beginnen, die Krise, ihre Abgründe und ihre Widersprüche nicht mehr nur zu diskutieren. Sondern sie zu fühlen. […]
Und politisch wird Klima dadurch endlich das, was es längst hätte sein sollen: zur diskursiven conditio sine qua non; zu der einen Frage, die beantwortet werden muss, bevor man andere angehen kann. […]
Deshalb senden diese Proteste, wenn sich der Rauch der Empörung verzogen hat, eine Botschaft voller Hoffnung: Es ist nicht zu spät. Es ist nicht allen egal. Und sie stellen jedem einzelnen eine kleine, mächtige Frage: Wo stehst du?„