Klima braucht Demokratie

Mein Jahrgang (1959) ist in Österreich mit einer selbstverständlichen politischen Struktur aufgewachsen: Demokratie. Die Frage, ob Demokratie oder nicht, hat sich nicht gestellt, sie war einfach da wie die Luft zum Atmen. Und Demokratie hieß zumindest wenige Jahrzehnte soziale Marktwirtschaft, Freiheit in Mobilität und Meinung, die Möglichkeit zu sozialem Aufstieg und Schaffung eines gewissen Wohlstands durch Arbeit. Gleichzeitig allerdings auch, über lange Zeit unbemerkt, die Zerstörung natürlicher Ressourcen in riesigen Ausmaßen. Damals war die Welt noch in zwei Pole geteilt, der kapitalistische Westen und der kommunistische Osten.


Ende der 1990er schien sich das demokratisch kapitalistische Modell durchzusetzen und die in zwei Hälften polarisierte Welt im freiheitlich liberalen Modell zu vereinen. Zu Beginn hat es so ausgesehen als würde die Demokratie einen Siegeszug antreten. Doch aus dem freien Markt wurde ein entfesselter Markt, Demokratie immer kleiner und Kapitalismus immer größer geschrieben. Die demokratische Einhegung von Macht- und Herrschaft begann zu bröckeln.


Ein unbändiger Kaptialismus hat die Demokratie Stück für Stück von innen her ausgehöhlt. Bis heute. Und heute fehlt nicht viel, dass sie implodiert. Wieder konzentrieren sich Pole, aber diesmal auch innerhalb der demokratischen Gesellschaften. Extreme soziale Ungleichheit innerhalb (und zwischen) Gesellschaften, schier unüberwindbare Gräben zwischen arm und reich, Polarisierung und Spaltung durch rechtsextreme Gruppierungen, befeuert von multiplen Krisen, die eine bis ins Mark verunsicherte Bevölkerung und damit ein starkes Bedürfnis nach Sicherheit und Orientierung geschaffen haben.

Vielleicht brauchen Menschen ja zwei Pole, um sich orientieren, sich selbst verorten zu können. Gut und Böse, wir und die anderen, Licht und Dunkel, das Vertraute und das Fremde, … Wie wir diese gesellschaftlichen ‚Marker‘ gestalten und wie wir damit umgehen bleibt aber uns überlassen. Wir können daraus gemeinsam integrativ etwas drittes Neues, Lebenswertes schaffen oder den Kampf zwischen ideologischen Polen und Fronten um der Macht willen eskalieren und Leid und Zerstörung hinterlassen.

Nicht missverstehen, es war nicht der ‚böse Kapitalist‘. Auch wenn es starke Interessensgruppen gab und gibt, die bewusst zu Gunsten der eigenen Vorteile die anderen manipulieren und Mensch und Natur rücksichtslos ausbeuten, waren wir doch alle an diesem gesellschaftlichen Prozess beteiligt. Aus gutem Grund wollten wir die Hintergründe, Mängel und Risiken nicht erkennen. Konnten wir doch hier in Österreich im globalen Vergleich ein luxuriöses Leben führen, in dem mehr und mehr alles, immer, überall und sofort verfügbar wurde.


Die verursachten Schäden wurden ausgelagert und (zu unserem ungetrübten Wohlergehen) lange unsichtbar gehalten und gerne nicht bemerkt.

Heute führen uns Artensterben, Hitze, Dürren, Überschwemmungen und andere (lebens)bedrohliche Extremwetterereignisse vor Augen, was wir angerichtet haben. Die Klimakatastrophe ist eine Folge unseres Umgangs mit Welt in den letzten 200 Jahren, eine Folge unserer fossil-imperialen Lebensweise, die Luxus für ein paar wenige industrialisierte Länder gebracht hat und in vielen anderen Ländern Leid und Not. Sowie Leid und Not für die Natur, von der wir leben.

Extrem ist nicht nur das Wetter geworden, sondern auch die sozialen Verhältnisse, von der Verteilung von Vermögen und Macht, die Kluft zwischen arm und reich, bis zu den extrem-rechts Ideologien und dem Aufstieg der Autokratien. Interessensgruppen, die den Kampf zwischen einem imaginierten ‚Gut und Böse‘ bewusst anheizen, gesellschaftlichen Zusammenhalt zu zerstören versuchen und damit gegen jene Kräfte arbeiten, die sich bemühen, Gegensätzliches zu integrieren und konstruktive Lösungen zu finden.

Eine Welt jenseits der Ausbeutung von Mensch und Natur, eine Welt, in der alle Menschen ihren Platz finden und wertschätzend miteinander in und mit der Natur leben. Klimaschutz und die Schaffung einer nachhaltig menschen- und natrufreundlichen Welt funktioniert nur mit demokratischen Strukturen. Wir brauchen sie wie die Luft zum Atmen.

Klima braucht Demokratie
Demokratie verteidigen

25.02.2024 um 18.00 vor dem Parlament

Informationen hier für ganz Österreich

Treffpunkt der Seniors For Future ist kurz vor 18.00 Uhr, U3 Station Volkstheater, Ausgang Ring/Volksgarten/Burgring, dann geradeaus und Aufgang Volksgarten, gleich oben bei der Rolltreppe.

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24. Ferbruar 2024 um 16.00 Uhr, Schwarzenbergplatz, attac Friedenskundgebung:
Die Zivilgesellschaft verlangt, die Kampfhandlungen zu beenden und einen Waffenstillstand zu vereinbaren, sowohl für das Leben der Soldat:innen, als auch zum Schutz der zivilen Bevölkerung und um weitere Zerstörungen zu unterbinden. Rufen Sie mit uns zum Frieden auf und kommen Sie zur Friedenskundgebung!Informationen hier

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