Soziale Kipppunkte für Klimagerechtigkeit.

Die Treibhauspost vom April 2023 berichtet über mögliche soziale Kipppunkte auf dem Weg zur Klimaneutralität. Sie beschreiben einen möglichen Verlauf, mögliche Trigger und die wichtigsten Akteure. Die sechs Bereiche sind:

  • Energie
  • Gebäude und Infrastruktur
  • Finanzmarkt
  • Normen und Werte
  • Bildung
  • Transparenz bei Produkten und Dienstleistungen

In diesen Bereichen könnte alles auf einmal ganz schnell gehen.

„In einer mutmachenden Studie von 2020 (Opens in a new window) hat ein Team rund um die Soziologin Ilona Otto soziale Systeme identifiziert, die zum Kippen gebracht werden und so zu einer klimaneutralen Welt bis 2050 beitragen können.“ […]

Das Triggern von sozialen Kipppunkten könnte unser mächtigstes Werkzeug im Kampf gegen die Klimakrise sein. Die kleinen Schritte im Klimaschutz wirken plötzlich nicht mehr so entmutigend, wenn man sich vor Augen hält, dass sozialer Wandel nicht linear stattfindet, sondern plötzlich alles ganz schnell gehen kann.

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Neue Fotoserien in der Galerie:
– Christa und Hanna klimafreundlich am Pelopponnes auf alten und neuen Spuren und (?)Radwegen.
– Rad-Demo Stadlau am 6.5.2023, Fotos von Andreas

Gürtel Bike Ride: Radschnellweg jetzt!

Verkehrsteilnehmer:innen, die sich aktiv klimafreundlich fortbewegen, sollten durch eine städtische Verkehrsplanung eigentlich bevorzugt behandelt werden. Was den Gürtel betrifft, ist genau das Gegenteil der Fall, immer wieder Unterbrechungen, häufiger Seitenwechsel, etc. Der Gürtel ist aktuell nur für das Auto attraktiv. Das muss sich ändern.

Radeln For Future fordert daher:
– Der Radschnellweg muss ohne ständige Seitenwechsel verlaufen.
– Der Radschnellweg muss eine Entflechtung des Fuß- und Radverkehrs bringen.
– Der Radschnellweg muss mindestens den neuen Richtlinien für die Radverkehrsplanung entsprechen.
– Wir fordern die Umwidmung einer Fahrspur zum Radschnellweg!
– Der derzeitige Gürtelradweg soll für Familien und alle, die lieber gemächlich radeln, weiterhin bestehen bleiben.
– Wir fordern glaubwürdige Schritte für das Gelingen der Verkehrswende!

Treffpunkt wie immer: 17.00 Uhr Votivpark. Infos hier.
Teaser Gürtel Bike Ride 2023

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Tipp:
Klimakrise: Wir machen Ernst – taz Talk meets Buchmesse Leipzig. (1:19:49)
„Zwischen Politik und Protest formiert sich eine große Gruppe, die die Probleme angehen will. Aber wie genau können diese Leute etwas voranbringen? Ein Gespräch mit dem Sozialpsychologen und tazFUTURZWEI Herausgeber Harald Welzer.

Neue Welle für Tempo 100

Foto: vienna.at

Vienna.at berichtet live von der heutigen Aktion der Letzten Generation. Etwas missverständlich beschrieben, sie wollten den Frühverkehr in Wien an neuralgischen Punkten lahmlegen. Was die Letzte Generation will, ist: Tempo 100 auf Autobahnen und ein Stopp für neue Öl- und Gasbohrungen. DAS ist das Ziel der Aktionen.

Trotzdem löblich, dass berichtet wird, vor allem auch mit einem pro und contra und in respektvoller Tonlage. Wissenschafter:innen, Scientists For Future, Parents For Future, Omas gegen Rechts und viele andere Organisationen und Personen erklären sich solidarisch und stellen sich hinter die Aktivist:innen. Angekündigt seien Aktionen im Mai für ca 3 Wochen. Weitere Infos auf vienna.at.

Wer sich engagieren oder bei den Aktionen solidarisch zeigen will, wendet sich am besten direkt an die Letzte Generation.

Du hast ja keine Ahnung!

Interessantes Interview auf klimafakten.de mit dem Soziologen und Rechtsextremismusforscher Mathias Quent: „Rechtsextreme und Rassisten wehren sich gegen Klimaschutz, weil er ihre Privilegien in Frage stellt“

„Man sollte nicht glauben, man könne bestimmte Akteure allein mit guten Argumenten überzeugen. Es bringt nichts, Menschen Dinge erklären zu wollen, denen sie aggressiv und abwehrend gegenüberstehen. Menschen tendieren grundsätzlich dazu, Informationen zu suchen und aufzunehmen, die ihre Ansichten und ihre soziale Position bestätigen, nicht hinterfragen. Die Sozialpsychologie nennt dieses gut erforschte Phänomen „motivated reasoning“. Trotzdem gilt es, die Fahne der Aufklärung hochzuhalten.“ […]

„Wir sollten mehr über die historischen und systemischen Ursachen der Klimakrise sprechen, über politische Regeln, Zusammenhänge und die Verantwortung von jenen, die einen besonders großen Beitrag zum Klimaschutz leisten könnten: Großunternehmen zum Beispiel. Der Carbon-Majors-Report aus dem Jahr 2017 hat gezeigt, dass sich 71 Prozent der globalen Emissionen auf nur 100 Konzerne zurückführen lassen. Vor allem diese Player müssen viel stärker in die Pflicht genommen werden, aus ökologischen und demokratiepolitischen Gründen.„[…]

„Es führt politisch nicht weiter, wenn ich nicht bereit bin, anderen zuzugestehen, dass sie davon unterschiedliche Perspektiven haben können. Aber es sollte auch nicht der Eindruck entstehen, als seien die zentralen Fakten der Klimakrise Ansichtssache. Insofern kann es helfen, nach gemeinsamen Betroffenheiten zu suchen.“ […]

„In Wahrheit sind Klimafragen eben nicht persönliche Probleme einzelner, die durch individuelles Verhalten gelöst werden können, sondern sind eine systemische Krise.“

Hier geht’s zum Interview.

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Eine Krise hat Anfang und Ende. Die Klimakatastrophe bleibt. Ein etwas anderer Blick auf die katastrophale Veränderung der Biosphäre, für kontroverse Überlegungen:
„Mit säkularer Spiritualität gegen planetare Krise?“, SRF Sternstunde Religion

Was kann „politisches Framing?“

Mittwoch 3. Mai 2023
19.00 – 21.00 online

Foto: Khaled Reese

Politisches Framing ist auch für die Klima-Kommunikation ein wichtiger Aspekt, wenn wir Wirkung erzielen wollen. Gerade wenn wir Briefe an Medien, Politiker:innen oder Gemeinden schreiben, ist der Rahmen wichtig, innerhalb dessen wir unsere Anliegen formulieren und an die Frau oder den Mann bringen wollen.

Dazu gibt es am 3. Mai 2023 einen Online-Workshop von Prof. Dr. Jörg Matthes, Professor für Werbeforschung an der Universität Wien und Vorstand des dortigen Instituts für Publizistik und Kommunikationswissenschaft:

Wie werden politische Themen diskutiert, welche Aspekte werden dabei in den Vordergrund gestellt, welche ausgeblendet? Dies sind Grundfragen, die in der Wissenschaft als „Rahmung“ bzw. „Framing“ beschrieben und diskutiert werden. Der Vortrag stellt die Frage, wie stark dieses Framing wirklich ist: Können dadurch Menschen manipuliert und Wahlen entschieden werden? Und welche Rolle spielen dabei die Medien?

Die Teilnahme ist kostenfrei, weiter Infos hier.
Anmeldung hier.

Nach dem 45-minütigen Fachvortrag folgt eine ca. 15-minütige Frage- und Diskussionsphase. Danach sind Sie bis 21:00 Uhr herzlich eingeladen zu weiterem fachlichen Austausch und kollegialer Vernetzung in unterschiedlichen selbstgewählten Gruppen und freundlicher Salonatmosphäre. Dazu wechseln wir zu „gather.town“ (die bisherige Plattform wonder.me wurde leider abgeschaltet und vom Netz genommen).


Schau’n ma mal

Österreichische Gemütlichkeit hat schon was für sich, das nette Alpenvölkchen, das sich nicht stressen lässt. Von nix. Auch nicht von der Klimakatastrophe. Ziele? Sind vor allem dazu da, festzustellen, wie weit man sie verfehlt hat. Im konkreten Fall würde es sich um nur 20 Jahre handeln.

Nach dem Bericht des Umweltbundesamtes werden wir die EU-vereinbarten Klimaziele für 2030 nicht erreichen. Nicht um ein paar Jahre, sondern gleich um ganze 20 Jahre, also erst 2050. Und dann ist noch längst nicht alles getan, aber die Klimakatastrophe, wenn alles bleibt wie es ist, voll im Wüten. Vor einiger Zeit war Österreich Klima-Vorzeigeland. Jetzt sind wir der ‚Bleifuß‘ und das im wahrsten Sinn des Wortes.

DER wesentliche Faktor ist nämlich der Verkehr. Und unser Kanzler spricht morgens, mittags und abends das ‚Erhalte-uns-Verbrenner-Gebet‘. Unglaublich. Auch in anderen Sektoren des Klimaschutzes schaut es nicht viel besser aus. Seit inzwischen 846 Tagen leben wir ohne Klimaschutzgesetz, obwohl sich alle Experten einig sind, dass dieses notwendig ist, wenn wir effizient gegensteuern wollen.

Die gute Nachricht: Im Bericht sind nur Maßnahmen miteinbezogen, die vor dem 1. Jänner 2022 in Kraft getreten sind. Das heißt, manches kommt noch dazu und vor allem: Vieles könnte noch dazukommen. Wenn wir uns – symbolisch gesprochen – einen Pappkarton schnappen und tun, was zu tun ist.

Sie klagen an!

Am 29. März 2023 fand die Anhörung der Klimaklage der Schweizer Seniorinnen vor dem EGMR (Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte) in Straßburg statt. Bis Jahresende darf mit einem Urteil gerechnet werden. Viele hoffen auf ein Grundsatzurteil: Kann ein Staat Menschenrechte verletzen, wenn er nicht genug gegen die Klimakrise tut. Wie auch immer, das Urteil wird weitreichende Signalwirkung haben. Zwei weitere Klagen aus Frankreich und Portugal stehen heuer noch an.

Die KlimaSeniorinnen Schweiz haben sich zusammengetan, um etwas gegen die Klimakrise zu unternehmen, da ältere Frauen von der Erderhitzung besonders betroffen sind. Auch Kleinkindern und chronisch kranken Menschen kann die Hitze mehr als anderen schaden (Factsheet Gesundheit und Klima). Der Verein zählt inzwischen über 2000 Mitglieder und wird von Greenpeace unterstützt (Unterstützungserklärung hier).

Warum sie klagen: „Die Klimaerwärmung macht Menschen krank. Wir ältere Menschen gehören dazu: Wegen der häufigeren und intensiveren Hitzewellen steigen die Risiken, frühzeitig krank zu werden oder zu sterben, für uns übermässig an. Ausserdem müssen wir heute handeln, um unsere Nachkommen vor noch viel schlimmeren Auswirkungen zu schützen. Wir klagen, weil alles, was uns lieb ist, auf dem Spiel steht. (Website)

Auch in Österreich gibt es seit kurzem eine Klimaklage. Zwölf Kinder und Jugendliche klagen beim Verfassungsgerichtshof gegen das unzureichende Klimaschutzgesetz. Unterstützt, beraten und vertreten werden sie von der Rechtsanwältin Michaela Krömer, Fridays For Future und dem Verein CLAW (climate law). Hier ist ein Ergebnis bis Ende Juni 2023 zu erwarten. Wird dem Antrag Folge gegeben, müsste der VfGH bestimmte Teile des Klimaschutzgesetzes als verfassungswidrig aufheben. Dann wäre die Regierung in die Pflicht zu nehmen (Info).

Klimaprotest in London – The Big One

Foto: euronews


Kurzbericht von Euronews vom 4tägigen Klimaprotest in London, The Big One, organisiert von Extinction Rebellion und anderen Klimainitiativen. Auch in anderen Ländern werden rund um den Earthday Klimaproteste organisiert. Der Protest in London solle familienfreundlich sein und verzichtet auf gröbere Störaktionen, auch der Marathon am Sonntag soll nicht gestört werden.

Die Aktivitst:innen in London fordern: Keine neuen Lizenzen für fossile Projekte und die Einberufung von Bürger:innen-Notstandsversammlungen, um den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen voranzutreiben. Falls die Regierung nicht bis Montag reagiert, wird ein beispielloser ziviler Ungehorsam angekündigt.

Bericht von puls4 zu den Londoner Protesten hier (6.57 min).

ÖFFIS und Rad statt Autobahn

Rad-Demo
Samstag 6. Mai 2023
14.00 Uhr

U2 und S-Bahn Stadlau

Zusätzlich zur monatlichen Rad-Demo von Radeln For Future am FR 05. Mai 2023 (s.u.) gibt es auch am Samstag eine Fahrrad-Demonstration. Die Wiener Bezirke nördlich der Donau wären für sich genommen die zweitgrößte Stadt Österreichs. Insbesondere die Donaustadt wächst rapide. Es sind tausende neue Wohneinheiten für die nächsten Jahre geplant. Doch Transdanubien versinkt in der Autoverkehrshölle. 

Im Großen behaupten die SPÖ Wien und Bürgermeister Ludwig weiterhin, dass nicht nur die Erweiterung der Seestadt, sondern sämtlicher neuer Wohnbau in Wien Donaustadt nur mit Autobahnanbindung möglich sei. Doch die soziale, ökologische und wirtschaftliche Alternative ist längst vorhanden: Die Nutzung der bestehenden Gleisanlagen. Es gibt in und um Wien ein ausgedehntes Schienennetz, das vielfach nicht oder nur wenig genutzt wird. Das grenzt angesichts verhältnismäßig geringer Kosten für dessen Belebung an Sabotage!

Wir fordern:

➡️Sofortige Wiedereröffnung der 2010 zugesperrten Linie von der Erzherzog-Karl-Straße Richtung Norden, die parallel zur A23 Südosttangente verläuft.

➡️Erhöhung des Taktes der S80, die heute nur alle 30 Minuten fährt.

➡️Verlängerung der S45 bis zum Praterkai, womit sie mit der S80 verbunden werden könnte.

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Gürtel Bike Ride 2023
05. Mai 2023 um 17.00 Uhr, Votivpark
Die Rad-Demo von RADELN FOR FUTURE jeden ersten Freitag im Monat
Infos hier

Winterdürre?

Frankreich
Italien
Österreich


Der Regen der vergangenen Tage in Österreich hat der Natur gut getan, darf aber nicht über den Ernst der Lage hinwegtäuschen. In den letzten Wochen und Monaten gab es in vielen Teilen Europas viel zu wenig Niederschlag, um die Grundwassserpiegel wieder aufzufüllen.

„In Frankreich gelten wegen der anhaltenden Trockenheit Regeln zum Wassersparen, in Italien warnen Umweltschützer vor Schnee- und Regenmangel und in den Alpen liegt vielerorts nur ein Bruchteil der üblichen Schneemenge. Was steckt hinter der Winterdürre in vielen europäischen Ländern?“ Bericht des Deutschlandfunks.
Artikel hier.

„Österreich ist zwar ein wasserreiches Land, doch die Niederschläge und Wasserressourcen sind regional ungleichmäßig verteilt. Der Blick in die Zukunft ist besorgniserregend: Durch den Klimawandel könnten die nachhaltig verfügbaren Grundwasserreserven bis 2050 um bis zu einem Viertel schrumpfen.“ Profil berichtet über die Wasser-Situation in Österreich.
Artikel hier.

Act, act, act!
Now, now, now!

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Gürtel Bike Ride 2023
05. Mai 2023 um 17.00 Uhr, Votivpark
Die Raddemo von RADELN FOR FUTURE jeden ersten Freitag im Monat
Infos hier