Protest und Dialog

Komm beim Protest March vorbei:
Montag, 13.11. um 16 Uhr
Treffpunkt vor der Hauptuniversität Wien

Eine Aktion der Letzten Generation:
Bei einem Protestmarsch gehen wir im Schneckentempo auf der Straße entlang. Ungefähr so schnell, wie die Regierung in Sachen Klimaschutz handelt, also echt langsam!
Infos hier

Grafik: Stefanie Sargnagel

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DO 16.11.2023, 13.00 – 21.30
Der nächste Klimadialog
findet in Wien statt
Info und Anmeldung
(bis 13.11.23)

„Der Vierte Österreichische KlimaDialog steht ganz unter dem Motto: „Klimagerechtigkeit“
und richtet sich an die interessierte Zivilgesellschaft, NGOs, Politik, Verwaltung und
Wissenschaft. Kurzimpulse, Workshops, niederschwellige Vernetzungsformate,
Diskussionsrunden und künstlerische Inputs beleuchten den Weg zur Klimagerechtigkeit
aus nationaler und internationaler Perspektive.“

Seniors For Future Austria Online-Treffen

FR 17. Nov. 2023
18.00 Uhr


Der nächste Online-Austausch der Seniors For Future Austria findet am FR 17. November um 18:00 online per Zoom statt. Gelegenheit zum Kennenlernen für neue Mitglieder und zu Gespräch und Diskussion für alle.

  • Wir wollen die Aktion „183 Stunden durchgehend für das Klima“ vom 21. bis 28. November 2023 in Wien und unsere Teilnahme daran reflektieren
  • besprechen, wie es mit der Brief-Aktion an die e5-Gemeinden weitergeht
  • zukünftige Strategien diskutieren
  • Ideen für weitere Aktionen sammeln
  • und uns einfach zum Thema Klima-Aktivismus austauschen

Anmeldung bitte an <team@seniorsforfuture.at>, dann schicken wir dir kurz vorher den Link für die Teilnahme zu.

Im Dezember ist ein Präsenztreffen zum Jahresabschluss geplant, Info demnächst hier.


Veranstaltungshinweis

9. Nachhaltigkeitstag der Boku Wien
„Demokratie in der Klimakrise – kollektive Wirksamkeit und aktive Verantwortung“.
u.a. mit Bundesministerin Leonore Gewessler
Alle Infos hier

Radeln For Future

FR 03.11.2023
17.00 Uhr
Votivpark

Grafik: Radeln For Future

Am Freitag (wie jeden ersten Freitag im Monat) ist es wieder soweit, Radeln For Future radelt für das Klima und für die Gestaltung einer menschen- und klimafreundlichen Stadt:

Es gibt viele gute Ideen, wie wir Wien lebenswerter, menschenfreundlicher und klimafit machen können. Die richtig guten Ideen kommen aber meist von Initiativen aus der Bevölkerung. Inspiriert von wirmachen.wien wollen wir am 3. November ein paar dieser Initiativen abradeln.Infos zur Radldemo hier.

Alle Radlerinnen und Radler groß und klein sind willkommen, sich mit uns für die Anliegen der Menschen in der Stadt zu engagieren.

Postwachstum und Degrowth

„Die Idee einer Welt
ohne Wachstum
verständlich erklärt.“

(Artikel von Katharina Mau
auf Krautreporter)

Foto: Markus Spiske

‚Unendliches Wachstum ist auf einem begrenzten Planeten nicht möglich‘, das klingt für jede/n unmittelbar einleuchtend. Gefühlsmäßig ist uns jedoch die Aussage ‚Wachstum ist gut, für die Wirtschaft notwendig und führt zu mehr Wohlstand für alle‘ näher. Die meisten von uns sind damit aufgewachsen und haben unmittelbar erlebt, wie eine wachsende Wirtschaft zum eigenen Wohlstand beigetragen hat.

Ein Wirtschaftsmodell zu hinterfragen, das uns (in den Industrienationen) ein luxuriöses Leben ermöglicht und lange Zeit zum unhinterfragten Paradigma gezählt hat, und dann noch in eine Richtung, die zumindest gefühlt das Gegenteil davon propagiert, ist für jede/n von uns kognitiv-emotionale ‚Schwerarbeit‘. Ausrede- und Verdrängungsgedanken stellen sich fast automatisch ein, wenn wir daran erinnert werden, dass eben dieses System, das uns so viel Gutes beschert hat, drauf und dran ist, die Welt zu zerstören.

Zudem baut der Luxus ‚hier oben‘ auf Ausbeutung und Elend ‚da unten‘ auf. Schäden durch die Produktion und die schädlichen Folgen des Konsumismus werden soweit wie möglich in den globalen Süden ausgelagert. Auf den bei uns üblichen Landkarten ist Europa oben und relativ zentral verzeichnet. Oben ist konnotiert mit gut, Himmel, reich, da wo alle hinwollen, nach oben. Unten sind die Füße im Dreck der Straße, unten ist arm, das Böse, die Hölle, das Schlechte. Ist die Verteilung vielleicht eh gerecht?

Für die kognitive Ebene ist es wichtig zu verstehen, wie unsere aktuelle Wirtschaft funktioniert und wie ein alternatives System ohne Wachstum auskommen könnte. Auf der emotionalen Ebene hilft vielleicht die Frage, ob der Wohlstand, den wir meinen, wirklich mit Lebensqualität zu tun hat. Alle paar Wochen neue Klamotten, die wir oft nicht oder nur ein Mal anziehen, das neueste Handy obwohl das alte noch super funktioniert, mein neuer SUV hat mehr PS als der vom Nachbar. Und die Frage, ob es nicht an der Zeit wäre, etwas mehr Verteilungsgerechtigkeit zu schaffen. Länder, die bisher am wenigsten dazu beigetragen haben, leiden am meisten unter der Klimakatastrophe. Außerdem -die finanzielle Schuldenlage täuscht: Nicht der Süden schuldet uns etwas, sondern wir dem Süden.

Seit mehr als zwei Jahrzehnten herrscht die neoliberale Ideologie immer unverschämter. Propagandaartig werden wir darauf getrimmt zu glauben, wir bräuchten Dinge, die wir in Wirklichkeit gar nicht brauchen, und dass wir in kurzen Abständen unbedingt die neueste Version haben müssten. Immer mehr, immer besser, größer, schneller, und auch wir selbst sind davon nicht ausgenommen. „Die Zwänge zur permanenten Fortentwicklung und Selbstoptimierung“, schreibt Welzer, „sind uns längst und unbemerkt zum Selbstzwang geworden“ (Zitat aus dem Artikel von K. Mau).

Ein wichtiger Schritt scheint mir, das Räderwerk zu verstehen, was bewirkt die Wachstumsdoktrin und was würde Degrowth bedeuten bzw. welche Systeme könnte es geben, die langfristig nicht gegen, sondern im Einklang mit Mensch und Natur funktionieren. Ein zweiter Schritt könnte sein, dass wir uns von einer Wohlstandsgewohnheit lösen, die bei genauerem Hinsehen ihre Versprechen nicht halten kann. Was Menschen glücklich macht, ist nicht Besitz und Konsum, sondern Gesundheit, Zugehörigkeit zu einer Gruppe, sei es Familie oder Gemeinschaft, gelingende (liebevolle) Beziehungen, ausreichende Freiheit und Selbstbestimmung sowie Existenzsicherheit.

Katharina Mau ist freie Journalistin, Volkswirtin und Mitglied im Netzwerk Klimajournalismus Deutschland. Sie schreibt über Klimakrise, Wirtschaft und Mobilität, und ist Expertin für Degrowth. Im Artikel „Die Idee einer Welt ohne Wachstum verständlich erklärt“ führt sie anschaulich und verständlich aus, was es damit auf sich hat. ( Das Buch „Das Ende der Erschöpfung. Wie wir eine Welt ohne Wachstum schaffen“ erscheint im Frühjahr 2024 im Verlag Löwenzahn)

Reden wir darüber

Thema sind die Temperatur-Rekorde 2023, vor allem der September. Wobei ich persönlich finde, wir sollten nicht von Rekorden sprechen. Wer hat sich nicht schon einmal gewünscht, in irgendeinem Bereich einen Rekord aufzustellen oder sich über die Rekordmeisterschaft seiner Mannschaft gefreut oder ist stolz, dass eine Bekannte im Buch der Rekorde steht, cool. Der Begriff ‚Rekord‘ ist positiv konnotiert. Das Klima hätte dort einen Stammplatz. Doch Rekorde, von denen wir da reden, sind Tiefpunkte des Klimaschutzes, Indikatoren der Katastrophe, Extreme im Verlauf der Klimakrise.

Die extremen Temperaturen im September waren selbst für Klimaforscher:innen eine Überraschung und werfen Fragen über die mögliche weitere Entwicklung auf.

Luise Strothmann in der taz:
Es ist nicht nur die Nachricht einer sich verschlimmernden Krise, die mich umhaut.Es ist vor allem die Tatsache, dass Wissenschaftler*innen, denen ich vertraue, sagen, sie können sich diese Entwicklung nicht erklären.“ […]

„Aber diese Zahl für September 2023, sie ist anders. Die deutsche Durchschnittstemperatur lag bei 17,2 Grad Celsius, das ist 3,9 Grad heißer als ein September im gültigen Vergleichszeitraum von 1961 bis 1990. Nach einem Sommer mit Rekordtemperaturen war der Monat auch international nicht einfach nur der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Er ist mit so enormem Abstand der heißeste, dass er selbst Klimawissenschaftler*innen Rätsel aufgibt.“ […]

Ernst, aber nicht hoffnungslos.

Fakten sind meist nicht die Lösung, sagt Katherine Hayhoe. Aber um eine Lösung zu finden, die funktioniert, müssen wir zunächst ins Gespräch kommen. „Das Wichtigste, das du im Kampf gegen die Klimakrise tun kannst, ist, über sie zu sprechen“, lautet ihr Lieblingssatz.“ 

Hier gehrt’s zum Artikel

www.klima183.at

Fotos: Margit Domenig

Die Aktion „183 Stunden durchgehend für das Klima“ läuft seit SA 21.10.23 um 6.00 Uhr früh. Durchgehende Präsenz vor dem Parlament, Tag und Nacht, eine Stunde für jede/n Abgeordnete/n. Nicht nur die Zahl ist symbolisch, auch die durchgehende Präsenz. Wir gehen nicht ein Mal auf die Straße und gehen dann wieder. Nein. Wir sind gekommen, um zu bleiben.

Zahlreiche Organisationen waren heute Vormittag beim Pressetermin anwesend, um ihre Unterstützung für die Forderungen der Aktion zu bekunden: „Sie sind vom Volk gewählt, um gute Entscheidungen für alle zu treffen. Sie wissen alle, dass wir auf eine globale Klimakatastrophe zusteuern. […] Politiker*innen aller Parteien, nehmen Sie die wissenschaftlichen Fakten ernst und setzen Sie um, was im Pariser Klima-Abkommen und im EU-Parlament beschlossen wurde!

APA PresseaussendungORF Religionkathpress

Dank an die Initiator:innen und alle Unterstützer:innen

183 Stunden durchgehend für das Klima

Jede Unterstützung ist willkommen

SA 21.10.2023 06.00 bis
SA 28.10.2023 21.00


Morgen um 06.00 Uhr Früh beginnt die Aktion ‚183 Stunden durchgehend für das Klima‘, 00.00-24.00 Uhr eine Woche lang vor dem Parlament (DI 24.10.23, 10.00 bis 14.00 Volksgarten, DO 26.10., 00.00 bis 24.00 Uhr Stephansplatz) für effektiven Klimaschutz JETZT.

Der Aufruf an die Abgeordneten:

Sie sind vom Volk gewählt, um gute Entscheidungen für alle zu treffen. Sie wissen alle, dass wir auf eine globale Klimakatastrophe zusteuern.

Wir haben unseren Wohlstand nicht nur unserem Fleiß zu verdanken, sondern auch der Ausbeutung von Mensch und Planet. Die Erde erträgt unseren Lebensstil nicht mehr. Wir fordern Sie daher eindringlich auf, die Forderungen von “Fridays For Future” aufzugreifen und einen Klimakatastrophengipfel einzuberufen und, wie von der “Letzten Generation” sowie vielen anderen Klimaschutz-Initiativen verlangt, endlich auf die Wissenschaft und die Empfehlungen des Klimarates zu hören.

Dazu braucht es Ihren Mut, auch unpopuläre Maßnahmen zu setzen, die aber auf lange Sicht unsere Lebensqualität verbessern werden. Und vergessen Sie nicht, dass die finanziellen Belastungen bei Nicht-Handeln ungleich höher sein werden!

Politiker*innen aller Parteien, nehmen Sie die wissenschaftlichen Fakten ernst und setzen Sie um, was im Pariser Klima-Abkommen1) und im EU-Parlament2) beschlossen wurde! Es braucht JETZT ein verbindliches Klimaschutzgesetz und effektive Klimaschutzmaßnahmen.

Ob präsent vor dem Parlament, likes und Kommentare auf social media oder Aufruf-Mails an die Abgeordneten – jede Unterstützung ist willkommen. Am MO 23.10.2023 um 10.00 findet vor dem Parlament ein Pressetermin statt. Je mehr Menschen dort versammelt sind, umso eindrücklicher die Forderungen an die Politik. Alle Infos hier:
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Es funktioniert!

Der von „Extinction Rebellion Nederland“ initiierte Protest in den Niederlanden hatte Erfolg und bringt die Regierung dazu,
zu handeln.

Foto: Screenshot Extinction Rebellion Nederland

Die Niederländer:innen waren mit ihrem von „Extinction Rebellion“ initiierten Klima-Protest erfolgreich. Die Regierung hatte versprochen, Förderungen für fossile Unternehmen zu streichen, ist dem nicht nachgekommen, anstattdessen wurde bekannt, dass die Förderungen die offiziell angegebenen 4.5 Milliarden Euro um das zehnfache übersteigen. Daraufhin gab es Proteste, ab 9. September 2023 wurde die A12 täglich blockiert. Nicht von ein paar Klima-Aktivist:innen, sondern von tausenden Menschen. Täglich. Wasserwerfer begleitet von Orchestermusik. Dies Irae. Nun hat die Regierung eingelenkt.
„180 muzikanten, 25.000 mensen op en rond de A12, 2400 gearresteerde rebellen, 1 stem. Stop fossiele subsidies!“ Video 2min

Die Regierung hat sich bereit erklärt, die Forderungen umzusetzen, die Proteste wurden beendet. Sollten die Versprechen auch diesmal nicht eingehalten werden, sind die Menschen wieder auf der Straße. Ausführlicher Bericht vom Momentum Institut.

Das Beispiel zeigt: Es kann funktionieren, wenn es viele sind und eine breite Unterstützung in der Bevölkerung besteht.

Zu Österreich: Auffallend ist die hiesige mediale Berichterstattung. Es wurde über Festnahmen und die Auflösung von Blockaden durch die Polizei berichtet, nicht jedoch über den Erfolg der Aktion. Zumindest habe ich abgesehen vom Momentum Institut nichts darüber gefunden (wenn jemand einen Medienbericht zum Erfolg der niederländischen Aktion kennt, bitte gerne posten). Dabei hätten wir laut Momentum Institut eine ähnliche Ausgangslage. Offiziell werden 5 Milliarden fossile Förderung angegeben, gemutmaßt wird mindestens das Dreifache.

Abgesehen davon, dass wir von den Zahlen der Protestierenden weit entfernt sind, scheint bei uns der Trend in die andere Richtung zu zeigen: Kriminalisierung und Verschärfung der Strafen. Politik und Medien ergänzen sich hervorragend in der Desavouierung der Klima-Aktivist:innen und scheinen damit in Teilen der Bevölkerung auch Erfolg zu haben.

Eine Vermutung (ebd.), warum in den Niederlanden so viele Menschen auf die Straße gehen, ist, dass ein Viertel des Landes unterhalb des Meeresspiegels liegt und daher stärker von der Erderhitzung existentiell betroffen sein könnte. Vielleicht müssen wir erst warten, bis durch das Tauen des Permafrosts die Berge ins Tal kommen und das Trinkwasser rationiert werden muss. Zu hoffen ist, die Menschen stehen früher auf, um die Politik aus dem Schlaf zu holen, und entdecken, dass Ziviler Widerstand etwas bewirken kann.

Tirol Tirol Tirol …

Modellregion Klimaschutz
als Vorbild?


Das Land Tirol sucht eine Modellregion für Klimaschutz und greift damit einen Vorschlag von ‚Fridays For Future‘ auf. Regionen können Förderanträge einreichen, im Frühjahr 2024 entscheidet dann eine Jury, in der auch Vertreterinnen und Vertreter der Bewegung „Fridays for Future“ und des Österreichischen Klimarats vertreten sein werden, welche Region den Zuschlag bekommt.

„Laut Sofia Scherer von „Fridays for Future“ geht es mit der Modellregion darum, Tirol zu zeigen, dass Veränderungen funktionieren können – beispielsweise von der Viehwirtschaft hin zum Ackerbau. „Landwirtschaft ist ein sensibles Thema, an dem Familiengeschichten hängen“, sagt Scherer. Veränderungen könnten nicht von heute auf morgen umgesetzt werden. Deshalb sei es wichtig, Vorbildregionen zu schaffen.“ (ORF Tirol)

Bleibt zu hoffen, dass es das Land wirklich ernst meint, vorbildliche Maßnahmen geschaffen und dann auch bald in weiteren Regionen umgesetzt werden.

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183 Stunden durchgehend für das Klima. 183 Abgeorndete – handelt JETZT!
Eine Aktion der ‚Initiative 183 Stunden für das Klima‘, von 21.10.2023 06.00 Uhr bis 28.10.2023 21.00 Uhr in Wien. Deine Anwesenheit zählt.
Website: klima183.at, Kontakt: info@klima183.at

Ein Herz und eine Seele.

Mein Auto
und ich


Wie irrational die Diskussion um das Auto geführt wird, zeigt sich an der Forderung eines niederösterreichischen Funktionärs nach Tempo 150 auf der Autobahn. Vernünftig betrachtet spricht alles dagegen, verstehbar für jeden Mensch mit einem durschnittlichen IQ. Trotzdem wird es gefordert. Damit meine ich nicht, jener Funktionär hätte nur zwei Gehirnzellen, er hat ganz sicher einen angemessenen IQ. Neben der Wahlfängerei, in seinem Fall, liegen die Gründe für die Absenz der Vernunft jedoch woanders.

Ein Auto ist nicht Objekt, es ist Teil der Subjekte, indem es in die Ich-Identität verwoben wird. Sobald man in das Auto einsteigt und losfährt, verändert sich die Identität. Ich werde ein Teil der Maschine und die Maschine ein Teil von mir. Die Vibrationen des Motorblocks übertragen sich über Füße, Sitz und Rückenlehne auf meinen Körper und verändern das Körpergefühl. Dadurch, dass ich sämtliche Funktionen der Maschine, die ich benötige, automatisch ausführe (ich muss nicht überlegen, welchen Gang ich einlege, wann ich den Blinker betätige, etc.) bin ich Teil der Maschine, man könnte auch sagen, ich bin eine Funktion der Maschine.

Das Auto ist mein Corpus, wie eine Schale, ein Panzer, eine Rüstung. Ich bin Hirn, Herz und Beseelung dieses Körpers, der mich bewegt und ich bewege ihn, die Verschmelzung beginnt mit dem Starten des Motors. Seit es Navis gibt sind auch Weg und Zielerreichung an die Maschine delegiert. Wenn ich will, kann ich das Hirn beiseitelegen oder die Gedanken frei flottieren lassen, Auto, Navi und mein Maschinen-Ich Segment bringen mich wohin ich will.

Nur, wenn etwas Unerwartetes passiert, muss ich das Bewusstsein einschalten und zeigen, dass doch ich die Maschine beherrsche. Meistens wird dann lauthals geschimpft, weil das Unerwartete oft unangenehme Störung bedeutet. Ein Fußgänger, der nicht aufpasst, eine Autofahrerin, die mich schneidet, eine Aktivistin, die auf der Straße klebt.

Die Forderung nach Tempo 100 wird als Angriff auf die persönliche Freiheit erlebt. Die Freiheit, 10 Minuten früher ans Ziel zu kommen. Entsprechend wäre Tempo 150 eine Erweiterung der Freiheit, nochmal 10 Minuten drauf. Wobei es nicht wirklich um die Zielerreichung geht, sondern um den Weg. Wer viele PS unter dem Hintern hat, will sie ausfahren, den Rausch der Geschwindigkeit erleben, einmal so richtig aufs Gas steigen. Das ist Freiheit.

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183 Stunden durchgehend für das Klima. 183 Abgeordnete – handelt JETZT!
Vom 21.10. bis 28.10. 24h durchgehende Präsenz vorm Parlament und am Stephansplatz.
Infos: klima183.at / Mitmachen: info@klima183.at