Es funktioniert!

Der von „Extinction Rebellion Nederland“ initiierte Protest in den Niederlanden hatte Erfolg und bringt die Regierung dazu,
zu handeln.

Foto: Screenshot Extinction Rebellion Nederland

Die Niederländer:innen waren mit ihrem von „Extinction Rebellion“ initiierten Klima-Protest erfolgreich. Die Regierung hatte versprochen, Förderungen für fossile Unternehmen zu streichen, ist dem nicht nachgekommen, anstattdessen wurde bekannt, dass die Förderungen die offiziell angegebenen 4.5 Milliarden Euro um das zehnfache übersteigen. Daraufhin gab es Proteste, ab 9. September 2023 wurde die A12 täglich blockiert. Nicht von ein paar Klima-Aktivist:innen, sondern von tausenden Menschen. Täglich. Wasserwerfer begleitet von Orchestermusik. Dies Irae. Nun hat die Regierung eingelenkt.
„180 muzikanten, 25.000 mensen op en rond de A12, 2400 gearresteerde rebellen, 1 stem. Stop fossiele subsidies!“ Video 2min

Die Regierung hat sich bereit erklärt, die Forderungen umzusetzen, die Proteste wurden beendet. Sollten die Versprechen auch diesmal nicht eingehalten werden, sind die Menschen wieder auf der Straße. Ausführlicher Bericht vom Momentum Institut.

Das Beispiel zeigt: Es kann funktionieren, wenn es viele sind und eine breite Unterstützung in der Bevölkerung besteht.

Zu Österreich: Auffallend ist die hiesige mediale Berichterstattung. Es wurde über Festnahmen und die Auflösung von Blockaden durch die Polizei berichtet, nicht jedoch über den Erfolg der Aktion. Zumindest habe ich abgesehen vom Momentum Institut nichts darüber gefunden (wenn jemand einen Medienbericht zum Erfolg der niederländischen Aktion kennt, bitte gerne posten). Dabei hätten wir laut Momentum Institut eine ähnliche Ausgangslage. Offiziell werden 5 Milliarden fossile Förderung angegeben, gemutmaßt wird mindestens das Dreifache.

Abgesehen davon, dass wir von den Zahlen der Protestierenden weit entfernt sind, scheint bei uns der Trend in die andere Richtung zu zeigen: Kriminalisierung und Verschärfung der Strafen. Politik und Medien ergänzen sich hervorragend in der Desavouierung der Klima-Aktivist:innen und scheinen damit in Teilen der Bevölkerung auch Erfolg zu haben.

Eine Vermutung (ebd.), warum in den Niederlanden so viele Menschen auf die Straße gehen, ist, dass ein Viertel des Landes unterhalb des Meeresspiegels liegt und daher stärker von der Erderhitzung existentiell betroffen sein könnte. Vielleicht müssen wir erst warten, bis durch das Tauen des Permafrosts die Berge ins Tal kommen und das Trinkwasser rationiert werden muss. Zu hoffen ist, die Menschen stehen früher auf, um die Politik aus dem Schlaf zu holen, und entdecken, dass Ziviler Widerstand etwas bewirken kann.

Tirol Tirol Tirol …

Modellregion Klimaschutz
als Vorbild?


Das Land Tirol sucht eine Modellregion für Klimaschutz und greift damit einen Vorschlag von ‚Fridays For Future‘ auf. Regionen können Förderanträge einreichen, im Frühjahr 2024 entscheidet dann eine Jury, in der auch Vertreterinnen und Vertreter der Bewegung „Fridays for Future“ und des Österreichischen Klimarats vertreten sein werden, welche Region den Zuschlag bekommt.

„Laut Sofia Scherer von „Fridays for Future“ geht es mit der Modellregion darum, Tirol zu zeigen, dass Veränderungen funktionieren können – beispielsweise von der Viehwirtschaft hin zum Ackerbau. „Landwirtschaft ist ein sensibles Thema, an dem Familiengeschichten hängen“, sagt Scherer. Veränderungen könnten nicht von heute auf morgen umgesetzt werden. Deshalb sei es wichtig, Vorbildregionen zu schaffen.“ (ORF Tirol)

Bleibt zu hoffen, dass es das Land wirklich ernst meint, vorbildliche Maßnahmen geschaffen und dann auch bald in weiteren Regionen umgesetzt werden.

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183 Stunden durchgehend für das Klima. 183 Abgeorndete – handelt JETZT!
Eine Aktion der ‚Initiative 183 Stunden für das Klima‘, von 21.10.2023 06.00 Uhr bis 28.10.2023 21.00 Uhr in Wien. Deine Anwesenheit zählt.
Website: klima183.at, Kontakt: info@klima183.at

Ein Herz und eine Seele.

Mein Auto
und ich


Wie irrational die Diskussion um das Auto geführt wird, zeigt sich an der Forderung eines niederösterreichischen Funktionärs nach Tempo 150 auf der Autobahn. Vernünftig betrachtet spricht alles dagegen, verstehbar für jeden Mensch mit einem durschnittlichen IQ. Trotzdem wird es gefordert. Damit meine ich nicht, jener Funktionär hätte nur zwei Gehirnzellen, er hat ganz sicher einen angemessenen IQ. Neben der Wahlfängerei, in seinem Fall, liegen die Gründe für die Absenz der Vernunft jedoch woanders.

Ein Auto ist nicht Objekt, es ist Teil der Subjekte, indem es in die Ich-Identität verwoben wird. Sobald man in das Auto einsteigt und losfährt, verändert sich die Identität. Ich werde ein Teil der Maschine und die Maschine ein Teil von mir. Die Vibrationen des Motorblocks übertragen sich über Füße, Sitz und Rückenlehne auf meinen Körper und verändern das Körpergefühl. Dadurch, dass ich sämtliche Funktionen der Maschine, die ich benötige, automatisch ausführe (ich muss nicht überlegen, welchen Gang ich einlege, wann ich den Blinker betätige, etc.) bin ich Teil der Maschine, man könnte auch sagen, ich bin eine Funktion der Maschine.

Das Auto ist mein Corpus, wie eine Schale, ein Panzer, eine Rüstung. Ich bin Hirn, Herz und Beseelung dieses Körpers, der mich bewegt und ich bewege ihn, die Verschmelzung beginnt mit dem Starten des Motors. Seit es Navis gibt sind auch Weg und Zielerreichung an die Maschine delegiert. Wenn ich will, kann ich das Hirn beiseitelegen oder die Gedanken frei flottieren lassen, Auto, Navi und mein Maschinen-Ich Segment bringen mich wohin ich will.

Nur, wenn etwas Unerwartetes passiert, muss ich das Bewusstsein einschalten und zeigen, dass doch ich die Maschine beherrsche. Meistens wird dann lauthals geschimpft, weil das Unerwartete oft unangenehme Störung bedeutet. Ein Fußgänger, der nicht aufpasst, eine Autofahrerin, die mich schneidet, eine Aktivistin, die auf der Straße klebt.

Die Forderung nach Tempo 100 wird als Angriff auf die persönliche Freiheit erlebt. Die Freiheit, 10 Minuten früher ans Ziel zu kommen. Entsprechend wäre Tempo 150 eine Erweiterung der Freiheit, nochmal 10 Minuten drauf. Wobei es nicht wirklich um die Zielerreichung geht, sondern um den Weg. Wer viele PS unter dem Hintern hat, will sie ausfahren, den Rausch der Geschwindigkeit erleben, einmal so richtig aufs Gas steigen. Das ist Freiheit.

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183 Stunden durchgehend für das Klima. 183 Abgeordnete – handelt JETZT!
Vom 21.10. bis 28.10. 24h durchgehende Präsenz vorm Parlament und am Stephansplatz.
Infos: klima183.at / Mitmachen: info@klima183.at

183 Stunden für das Klima

Die „Initiative 183 Stunden für das Klima“ organisiert vom 21. bis 28. Oktober 2023 einen 183 Stunden durchgehenden Protest. Jede Stunde ist einem/r Abgeordneten gewidmet. Während jeder Stunde sollen dann auch Email-Aufrufe an die jeweiligen Abgeordneten gesandt werden.

Die Forderung:

Wir haben unseren Wohlstand nicht nur unserem Fleiß zu verdanken, sondern auch der Ausbeutung von Mensch und Planet. Die Erde erträgt unseren Lebensstil nicht mehr. Wir fordern Sie daher eindringlich auf, die Forderungen von ‚Fridays For Future‘ aufzugreifen und einen Klimakatastrophengipel einzuberufen und, wie von der ‚Letzten Generation‘ sowie vielen anderen Klimaschutz-Initiativen verlangt, endlich auf die Wissenschaft und die Empfehlungen des Klimarates zu hören.

Alle Infos dazu auf der Website: klima183.at

Wir Seniors For Future Austria sind offizielle Unterstützer:innen der Aktion und werden dort auch präsent sein. Du kannst unterstützen, indem du die Information zur Aktion jetzt verbreitest, an Freund:innen, Bekannte, Kolleg:innen etc verschickst und in deinen social media accounts teilst – facebook, twitter (x), instagram

Während der Aktionswoche kannst du so unterstützen:

Komm für eine oder mehrere Stunden zur Aktion 183 Stunden für das Klima vom 21. Oktober, 6 Uhr bis 28. Oktober, 21 Uhr:

Wir sind für 183 Stunden durchgehend präsent, denn jeder und jedem Nationalratsabgeordneten wird eine Stunde gewidmet:

  • 21.10. 6 Uhr bis 24.10. 10 Uhr | Vor dem Parlament
  • 24.10. 10-14 Uhr | im Volksgarten
  • 24.10. 14 Uhr bis 26.10. 0 Uhr | Vor dem Parlament
  • 26.10. 0-24 Uhr | am Stephansplatz
  • 27.10. 0 Uhr bis 28.10. 21 Uhr | Vor dem Parlament

Konfrontiere die Nationalratsabgeordneten mit der Notwendigkeit dringender Klimaschutzmaßnahmen per Mail, Brief oder Social Media. Schick dazu den foglgenden Aufruf an die Abgeordneten, vor allem aus Deinem Bundesland. Du kannst diesen natürlich auch an weitere Politiker*innen in Bund, Land und Gemeinden senden. (Aufruf siehe Website)

Whataboutism

150 statt Lastenrädern
und Ochsenkarren?


Ein Tempo zu fordern, das mehr Verkehrstote, mehr Verletzte, mehr Lärmbelästigung und mehr CO2-Ausstoß bedeutet, ist weder vernünftig noch fortschrittlich, im Gegenteil. Den Gegnern Ideologie zu unterstellen ist ein beliebtes Mittel, um die eigene zu verschleiern. Tempo 100 als Angriff auf die Freiheit hochzustilisieren (APA), hat mit der Realtität rein gar nichts zu tun und ist reines Wahlfängerprogramm.

Norbert Porsche-Ully (UnsereKlimapolitik) findet in den Salzburger Nachrichten die richtige Antwort darauf.

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Zum Thema passend die Situation der Ostumfahrung in Wiener Neustadt: „Wir sind sicher, dass dieses Steuergeld sinnvoller investiert werden kann: Das Ziel muss die rasche Entwicklung eines innovativen Verkehrskonzepts für Wiener Neustadt und das Umland sein, das eine Gesamtreduktion des LKW- und Individual-Verkehrs in und um Wr. Neustadt, die Entlastung der Verkehrs-Hotspots und den Schutz wertvoller Böden, Ökosysteme und Naherholungsgebiete garantiert.“

Kommende Termine in Wr. Neustadt:

· 14. Oktober 2023 um 10:00 Uhr: Radparade der Radlobby. Treffpunkt: Bahnhofsvorplatz

· 16.Oktober 2023 um 19:30 Uhr: online Zoom-Meeting für Unterstützer:innen von Vernunft statt Ost“umfahrung” Voranmeldung: kontakt@vernunft-statt-ostumfahrung.at

· 21.Oktober 2023 um 18:00 Uhr: Politisches Nachtgebet der Katholischen Aktion „ENTSCHLEUNIGUNG! – TEMPO SENKEN-LEBEN RETTEN“ (Ein Bericht von „Vernunft statt Ost„Umfahrung“)

Wir schlagen neue Seiten auf:

  • Partizipation
  • Bürger:innenräte
  • Systemwende
  • Projekte
    und Petitionen
  • Literatur


In der Menüleiste gibt es seit kurzem den Punkt Partizipation, mit den Unterseiten: Bürger:innenräte, Systemwende, Projekte und Petitionen, Literatur. Auf diesen Seiten findest du Informationen zu Bürger:innen-Beteiligung, Demokratie, Systemwende und Klimaschutz sowie Hinweise auf konkrete Projekte und Initiativen und Literaturhinweise. Unser Ziel ist es, Menschen zur Beteiligung zu bewegen, für Klimaarbeit und politische Aktivität zu begeistern.

Abgesehen von den angebotenen Informationen möchten wir zu Austausch und Diskussion anregen, vor allem zum Thema Systemwende. Dies scheint uns als einer der nächsten wichtigen Schritte im Kampf um den Erhalt einer lebenswerten Welt. Die Änderung einer über Jahrzehnte als erfolgreich erlebten Lebensweise wird wohl etwas vom Schwierigsten.

Wie können wir die Welt abseits von Wachstumszwang sozial-und klimafreundlich bewirtschaften. Im Zentrum der Produktion stünde dann nicht mehr der Profit, sondern der Mensch mit seinen Bedürfnissen, nicht gegen, sondern im Einklang mit der Natur, deren Teil er ist.

Auf allen Seiten gibt es die Möglichkeit, Kommentare zu schreiben – wir freuen uns über jedes Feedback, Reaktionen, Anregungen, Gedanken, Ideen und auch über Hinweise von aktuellen Projekten und Petitionen und Literatur.

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Aktuelle Projekte und Petitionen: Giftiges Glyphosat, Ortsumfahrung Wiener Neustadt, Initiativen der Verkehrswende, Rettet den großen Fluss von Rafina in Griechenland, Klimasünder zur Kasse bitte, Retten Sie unsere Ostsee, Keine Opferung von Grünflächen, Neustart für ein krisensicheres Österreich, Rettet die Lobau – Natur statt Beton

Lobau ist nicht vorbei

FR 6.10.2023
17.00 Uhr, Votivpark
Radeln For Future
mit Lobauforum, Lobau bleibt und Rettet die Lobau
Natur statt Beton:
Radeln für mehr Bahn

Grafik: Radeln For Future

Die erste Demonstration, an der wir ‚offiziell‘ als Seniors For Future teilgenommen haben, war Ende November 2021 in der Löwelstraße für ‚Lobau bleibt‘. Ein großer Erfolg der Bewegung war die Absage des Lobautunnels durch Bundesministerin Gewessler. Der Kampf geht jedoch weiter, für den Baustopp der Autobahn „Stadtstraße“ und S1-Spange und für den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel, insbesondere den S-Bahn-Ring sowie für die Verbesserung der Rad-Infrastruktur. Eine ausführliche Beschreibung der Lobau bleibt-Protestbewegung findet sich auf partizipation.at.

Radeln For Future: „Am 6. Oktober radeln wir für eine Stärkung des Umweltverbundes und fordern nicht nur sichere Radwege, sondern unterstützen auch die Forderung des Lobauforums nach der Schließung des S-Bahn-Ringes in Wien und einer Taktverdichtung der S80. Nur mit attraktiven Öffi- und Radwegenetzen kann Wien die Verkehrswende schaffen und zur Klimamusterstadt werden. Mehr Platz für Rad und Bahn!Website, Facebook.

Lobau! Lobau! Lobau! – Bleibt! Bleibt! Bleibt!

Kinder klagen 32 Staaten.

Sechs junge Menschen aus Portugal zwischen 11 und 24 Jahren haben beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte Beschwerde eingereicht. Der ORF berichtet auf seinen Blauen Seiten, Amnesty International spreche von einer ‚bahnbrechenden Initiative‘. Klagen gegen einzelne Staaten habe es schon gegeben, nicht jedoch in diesem Ausmaß, gegen 32 (bzw. 31) Staaten. Sechs Anwälte auf Seiten der Kläger:innen stehen 80 Anwälten der Regierungen gegenüber.

Laut Standard sei es eine Ausnahme für Verfahren am EGMR, dass die Verhandlung mündlich geführt wird. Das zeige, dass dem Fall vom Gerichtshof außerordentliche Bedeutung zugemessen werde. Entsprechend komme auch dem Urteil weitreichende Bedeutung zu, bei positivem Entscheid vielleicht sogar als ‚Gamechanger‘. Mit einem Ergebnis wird jedoch erst 2024 gerechnet. Österreich als mitangeklagter Staat bewährt sich in gewohnter Manier durch Verleugnung und „I war’s net“.

Berichte im Standard und ORF.

Zur Erinnerung, auch von den Schweizer Seniorinnen läuft noch eine Klage beim EGMR, Anhörung war am 29. März 2023. Auch hier wird ein Ergebnis für 2024 erwartet. Ein kurzes Video (3.16 min) mit Stellungnahmen zahlreicher Seniorinnen, die natürlich auch auf die Situation der Kinder und Jugendlichen aufmerksam machen, findet sich hier.

Noch ein Hinweis:
Der ORF berichtete gestern auch davon, dass die weltweiten Klimaziele laut der Internationalen Energieagentur (IEA) immer noch zu erreichen seien, es hänge jedoch an einem ’seidenen Faden‘. Zu verdanken sei es dem Rekordwachstum bei Solarenergie und Elektromobilität. Erreichbar allerdings nur durch ‚radikales Umsteuern‘ aller Staaten und Vorverlegung der Klimaziele um einige Jahre. Klingt eher theoretisch, daher ja auch ein Seidenfaden, aber immerhin eine Möglichkeit. Eine Möglichkeit ist eine Möglichkeit. Gefragt ist hier allerdings nicht Hoffnung, sondern Handeln. ORF Bericht

„Der Elefant im Raum der Klimadebatte“

Unendliches Wachstum
auf einem endlichen Planeten
ist nicht möglich

Foto: Akil Mazumder

Jedes Kind weiß: Wenn es einen Luftballon weiter und weiter und weiter aufbläst, wird er platzen. Dann hat es einen Schreck vom Knall und keinen Luftballon mehr zum Spielen. Wenn wir so weitermachen wie bisher, haben wir den Schreck durch Unwetterkatastrophen in ungekanntem Ausmaß und keinen Planeten mehr zum Leben. Und – wir wissen das!

In Europa hat das Wirtschaftswachstum seit den 1950ern für viele von uns mehr Wohlstand gebracht, ein abgesichertes und im weltvergleich luxuriöses Leben. ‚Alles wurde immer besser‘. Und das sollen wir aufgeben?

Ja, uns ist es – vermutlich historisch einmalig – ein paar Jahrzehnte wirklich gut gegangen. Die Kosten für diesen Wohlstand haben wir zum größten Teil in andere Weltgegenden ausgelagert, Kosten an Mensch und Natur durch Ausbeutung und Raubbau. Um unseren Luxus ungetrübt genießen zu können, haben wir gelernt, sog. kognitive Dissonanzen zu vermeiden, haben wir uns darin geübt, nicht zu sehen, was wir eigentlich wissen (‚turning a blind eye‘). Diese Kosten sind inzwischen aber dermaßen angestiegen, dass es vielen nicht mehr möglich ist, darüber hinwegzusehen. Sie zerstören weltweit Lebensräume und Lebensgrundlagen, zerstören die fruchtbare Biosphäre der Erde, aus der heraus wir überhaupt erst entstehen konnten. Als kleines Dankeschön schlagen wir sie jetzt kaputt.

Kurzum, wir müssen aufhören zu wachsen. Mit 18 Jahren erwachsen, war ich 1,8 m groß, bei einem durchschnittlichen Wachstum von 10cm/a. Wäre ich bis heute so weitergewachsen, betrüge meine Körpergröße 6,4 Meter und die Schreibtischfläche, auf der ich gerade schreibe, befände sich auf einer Höhe von ca 2,7 m. Was für eine Perpektive. Degrowth hätte mir wohl gut getan. Ein Wort, das bei den meisten Wirtschaftsleuten und Politiker:innen Unverständnis bis hin zur panikartigen Ablehnung auslöst. Wie soll das funktionieren, so ganz ohne Wachstum? Mal ganz simpel gesagt: ‚ES‘ funktioniert, wenn WIR rechtzeitig HANDELN. Wenn nicht, ist die Zivilisation wie wir sie kennen, verloren und die Welt gleich mit.

Eigentlich wollte ich nur einen Artikel empfehlen: ‚Der Elefant im Raum der Klimadebatte‚ von Julien Gupta, Redakteur des tazTEAM ZUKUNFT. Er beschreibt die wichtigsten Punkte zum Thema und plädiert dafür, Degrowth und alternative Modelle mehr in die Diskussion einzubringen: „Wirtschaftswachstum ist der Elefant im Raum der Klimadebatte. Und wir sollten viel häufiger mit dem Finger auf ihn zeigen. Dafür braucht es allerdings eine gemeinsame Diskussionsgrundlage – was eignet sich dafür besser als ein kleines Degrowth-FAQ.“ Nur damit keine falschen Hoffnungen aufkommen, er zitiert: „Green Growth is not a thing.“

Und wo wir gerade dabei sind, der japanische Philosoph Kohei Saito propagiert in seinem Buch ‚Systemsturz – Der Sieg der Natur über den Kapitalismus‘ das Modell des Degrowth-Kommunismus. Hat nichts mit dem Staatsterror-Kommunismus zu tun, sondern basiert im Grunde auf der Wiederbelebung einer alten Wirtschaftsform, der Commons. Seine Abhandlung ist auf einer Analyse von nicht oder kaum bekannten Schriftstücken von Karl Marx aufgebaut. Er beschreibt vier denkbare Zukunftsszenarien: Klima-Faschismus, Klima-Maoismus, Barbarei und eben den Degrowth-Kommunismus, eine durch und durch demokratische Form des Zusammenlebens.

Wer nicht das ganze Buch lesen will, findet das Wichtigste in einem Artikel von Malene Gürgen, tazTEAM ZUKUNFT, vom 24.08.2023: ‚Mit Karl Marx in den Klima-Kommunismus

Die Lösung kommt von unten oder gar nicht

„Die Lösung kommt ganz sicher nicht aus der Regierung, sie kommt nicht von den Klimakonferenzen, auch nicht von den großen Unternehmen, sie kommt von unten oder sie kommt gar nicht.“ (Reinhard Steurer am 16.09.2023 im Künstlerhaus).

Unzählige Klima-Initiativen haben 3 Tage Climate Action in Wien gestaltet. Am Weltweiten Klimastreik waren über 20.000 Menschen, auch die beiden anderen Tage waren gut besucht. Ein starker Beitrag für die Lösung von unten.

Außenaufnahmen Klimastreik 15.9. und Klimafest 17.9.2023 / Aufnahmen des #Fahnenmeers der Artists For Future Austria und Ansprache Prof. Reinhard Steurer am 16.9.2023 beim Klima-Aktionstag zu HUMAN_NATURE im Künstlerhaus Wien.

(5.10 Min.)